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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Klaus-Dietmar Henke (Hg.): „Revolution und Vereinigung 1989/90“

Am: | September 18, 2009

Klaus-Dietmar Henke: "Revolution und Vereinigung 1989/90"Was ist damals eigentlich genau passiert? Nicht nur die Nachgeborenen wissen nicht, was damals zum Fall der Mauer beigetragen hat, wer den Stein wirklich ins Rollen gebracht hat. Auch viele der Älteren, die jene Zeit vor 20 Jahren am Fernseher miterlebt haben, ja vielleicht sogar vor Ort dabei gewesen sind, sei es bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig oder bei den Großkundgebungen in Berlin: Sie alle haben immer nur Bruchstücke einer Revolution miterlebt, kleine Ausschnitte gesehen, waren vielleicht selbst Teil des Ganzen oder auch nur Zuschauer am Rande.

Aber was hat wirklich den Ausschlag gegeben? Welche Kräfte haben aus einzelnen Aktionen eine Bewegung und aus einer Bewegung eine Revolution werden lassen?

Wir alle kennen Günter Schabowskis Patzer mit dem Zettel vor laufender Kamera. Danach war die Grenze zwischen Ost und West in der Nacht zum 10. November 1989 offen. Aber davor und danach gab es viele weitere schicksalhafte Ereignisse, unangekündigte und spontane Aktionen, die einen Hauch von Anarchie und Freiheit ins Land östlich der Oder brachten. Es war eine Zeit, in der die Fantasie von der Wirklichkeit überholt wurde und in der plötzlich alles möglich schien, wirklich alles.

Klaus-Dietmar Henke hat nun im dtv-Verlag ein dickes Taschenbuch herausgegeben: „Revolution und Vereinigung 1989/90“. In diesem 730-Seiten-Schmöker sind viele Texte versammelt, die uns aus der Sicht der Autoren viel Neues und Interessantes über die Ereignisse dieses ganz besonderen Jahres erzählen.

Das Buch berichtet von der friedlichen Revolution in Ostdeutschland, von den Bedingungen, die sie ermöglichten, und von den Menschen, die sie einfach machten. Diese Texte stellen eine Pionierarbeit dar, weil sie eine historische Tatsache deutlich machen, die auch 20 Jahre nach dem fall der Mauer immer noch nicht zum Allgemeingut der deutschen Geschichtsschreibung gehört. Ohne die friedliche Revolution in Ostdeutschland hätte es keine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gegeben.

Die illustre Runde der Autoren besteht aus Politologen, Theologen und anderen Geisteswissenschaftlern aus Ost und West. Auch hier bietet sich ein geeinigtes Bild, wenngleich die Texte das Gewicht der historischen „Vorarbeit“, die während der friedlichen Revolution in der DDR geleistet wurde, unterschiedlich bewerten.

Nach der Wende in der DDR kam im Westen eine politische Diskussion in Gang, deren Thema bei vielen eigentlich gar nicht mehr auf der Agenda stand: die Wiedervereinigung.

Doch war die politische Wende in der DDR überhaupt mit dem Ziel einer schnellen Wiedervereinigung mit Westdeutschland an den Start gegangen? Hier beginnen sich offizielle Geschichtsschreibung und die historischen Fakten jener Umbruchphase zu trennen – mit dem Ergebnis des heutigen Geschichtsbildes.

Klaus-Dietmar Henkes Buch ist nun angetreten, um der historischen Wahrheit eine neue Stimme zu geben. Zwanzig Jahre nach der Wende ist genügend Zeit ins Land (bzw. in die beiden Länder) gegangen, um die damaligen Geschehnisse mit mehr Objektivität zu betrachten. Dazu wird der neue Band „Revolution und Vereinigung 1989/90“ einen wichtigen und grundlegenden Beitrag leisten.

 

Autor: Klaus-Dietmar Henke
Titel: „Revolution und Vereinigung 1989/90“
Taschenbuch: 736 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247363
ISBN-13: 978-3423247368

 

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