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Deutsches Historisches Museum (Hg.): „Der Erste Weltkrieg in 100 Objekten“

Am: | Juni 19, 2014

Wir begreifen die Welt um uns herum, indem wir uns einen Begriff von ihr machen, die Gegenständlichkeit der Welt mit Namen und Begriffen versehen.

Die Sprache in ihrer originär menschlichen Form als Verständigungsmedium hilft uns, einerseits die Dinge um uns herum zu benennen, so dass wir in der Lage sind, uns über diese Dinge auszutauschen; andererseits benutzen wir die Sprache, um uns von den Dingen zu distanzieren, sie als etwas außerhalb unser selbst zu verstehen.

Auf diese Weise helfen uns sowohl die Dinge, die Objekte, als auch die Begriffe und Namen, die wir ihnen geben, unser Bild von der Welt zu individualisieren.

Genau auf dieselbe Weise sind wir in der Lage, uns über die Dinge einem Themenkomplex zu nähern, der ansonsten schon allein aufgrund seiner Komplexität und seiner Historizität für uns unbegreiflich bleiben muss. Die Rede ist vom Ersten Weltkrieg, jener „Urkatastrophe“ der Menschheit von einhundert Jahren.

Während das Bild von der Katastrophe schief und mit der Intention der Entlastung verbunden scheint, wenn man den etymologischen Wurzeln der Bedeutung nachforscht – das aus dem Griechischen stammende Wort bedeutet eigentlich so etwas wie „Umwendung“ oder „Herabwendung“ –, so ist der konnotative Beigeschmack eines plötzlich über einen hereinbrechenden Unglücks in seiner Harmlosigkeit schlichtweg irreführend.

Doch es ist dem Deutschen Historischen Museum in Berlin mit seiner Ausstellung zum Ersten Weltkrieg und der sie begleitenden Publikation „Der Erste Weltkrieg in 100 Objekten“ gelungen, den Krieg im wahrsten Sinne begreifbar zu machen.

Wenngleich das Begreifen im musealen Umfeld natürlich nicht ganz wörtlich zu nehmen ist und auch durch die Lektüre eines Buches simuliert werden kann, so sind die anschaulichen Objektfotos und Beiträge zu den 100 Objekten in der Lage, exemplarisch für die Universalität und Totalität dieses ersten globalen Krieges zu stehen.

Ob es sich um Gasmasken, Waffen, Gemälde, Taschen-Klosettpapier, Feldgebetbuch. Propagandaplakate, Erkennungsmarken, ein besticktes Taschentuch, einen Galarock oder um einen Feldpostbrief handelt – all diese Objekte erzählen ihre eigene Geschichte und bilden eine Facette zu einem Kaleidoskop des Grauens, wie es die Welt zuvor noch nie gesehen hatte.

Der Erste Weltkrieg begann vor hundert Jahren. Heute werden Kriege anders geführt – dezentral, mit kleinen Söldnerheeren, Terrorangriffe und Drohneneinsätzen. Auch der Erste Weltkrieg führte zu einem Paradigmenwechsel: Erstmals waren Kriege total und betrafen die gesamte Bevölkerung eines Landes. Allein diesen Umstand zu begreifen und zu verstehen, was es bedeutet haben muss, an einem flächendeckenden, jahrelangen Krieg beteiligt zu sein, machen die Ausstellung und dieses schön gestaltete und gut recherchierte Sachbuch des Deutschen Historischen Museums deutlich.

Autor: Deutsches Historisches Museum (Hg.)
Titel: „Der Erste Weltkrieg in 100 Objekten“
Gebundene Ausgabe: 244 Seiten
Verlag: Theiss, Konrad
ISBN-10: 3806229678
ISBN-13: 978-3806229677

 

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