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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Christina Gansel, Frank Jürgens: „Textlinguistik und Textgrammatik“

Am: | September 10, 2010

Was macht einen Text aus? Womit beschäftigt sich das Forschungsfeld der Textlinguistik? Was versteht man unter Textgrammatik? – Lassen wir die beiden Autoren des vorliegenden Buches, Christina Ganser und Frank Jürgens zu Wort kommen. Im Vorwort schreiben sie:

Der in diesem Studienbuch vertretene Ansatz verfolgt das Ziel, sprachliche Strukturen in Texten auf neue Weise zu betrachten. Gemeint ist eine pragmatische Ausrichtung der vorzulegenden Textgrammatik. Die in Texten und Diskursen regelhaft verwendeten sprachlichen Strukturen werden mit Blick auf die kommunikativen Gegebenheiten der Äußerung analysiert. Darin unterscheidet sich die textgrammatische Beschreibung von verschiedenen bisherigen Ansätzen: Texte werden nicht als isolierte, statische Objekte behandelt, sondern als kommunikativ-kognitive Entitäten gefasst. Die grammatischen Strukturen im Text sollen vor dem Hintergrund funktionaler und situativer Faktoren beschrieben werden.

Die jetzt vorliegende Neuauflage des Studienbuches (Erstauflage: 2007) hat zu einer Überarbeitung des Inhalts geführt, vor allem in den Kapiteln zur Textlinguistik: „In systemtheoretischer Perspektive werden im dritten Kapitel Textklassifikation und Texttypologisierung als zwei Ordnungsprinzipien für Texte dargestellt, Kommunikationsbereiche in Relation zu sozialen Systemen gesetzt sowie Textsorten hinsichtlich ihrer Leistung in einem und für andere soziale Systeme betrachtet.

Texte und sprachliche Strukturen sind durch die Kommunikationsform bestimmt. Ein gesprochener Text folgt anderen Kriterien als ein geschriebener. Aber auch der inhaltliche Zusammenhang ist durch das Medium bestimmt. Ein „visueller Text“ (z.B. ein Werbeplakat) geht von der Kombination von Text und Bild aus, die zusammen eine neue Einheit bilden.

Weiterhin unterscheidet man zwischen analogen und digitalen Texten. Während der geschriebene, gesprochene oder in visueller Bild-Text-Einheit kommunizierte Text als „analog“ bezeichnet wird, untersucht man bei digitalen Textformen die spezifischen Texteigenschaften der Computer- und Internet-Kommunikation (Chat, E-Mail,…).

Text und Diskurs sind hierbei zu unterscheiden. Oft stehen sie sogar in Opposition zueinander. Während der Diskurs ein prozessorientierter Vorgang ist, handelt es sich beim Text um ein Produkt sprachlichen Handelns.

Neben diesen grundsätzlichen Versuchen einer Einordnung und Zuordnung des Text-Begriffs müssen jedoch auch noch die semiotischen Eigenschaften des Textes als „Zeichensatz“ berücksichtigt werden. Die Anfänge der semiotischen Untersuchungen gehen bis in die frühen 1960er Jahre zurück. Die Hypothese, dass Text ein originärer Ausdruck von Sprache ist, geht von einer Zeichenhaftigkeit des Textes aus. Sprache ist demnach die Summe des Zeichenvorrats, der zur Kommunikation und zur Vermittlung von Inhalten zur Verfügung steht.

Ausgehend von diesen Grunderkenntnissen und den darauf aufbauenden Modellen wie dem Semiotischen Dreieck und anderen Systemen des Textverstehens, untersuchen die Autoren die verschiedenen Merkmale der Textualität und liefern dem Leser einen übersichtlichen geschichtlichen Abriss der unterschiedlichen Erklärungsansätze in der Textlinguistik zur Definition eines allgemeingültigen Text-Begriffes als Grundlage einer daraus zu entwickelnden Textgrammatik.

Prof. Dr. Christina Gansel arbeitet an der Universität Greifswald. Co-Autor Frank Jürgens arbeitet als Gymnasiallehrer in Torgelow. Mit ihrem sehr verständlich und didaktisch hervorragend strukturierten Lern- und Arbeitsbuch führen die Autoren den Studierenden in die verschiedenen Theorien und in Geschichte der Textlinguistik ein.

Die langjährige Erfahrung der Autoren hilft ihnen bei der interessanten Beschreibung der von Hause aus mitunter doch etwas spröden Materie. Hierbei werden die theoretischen Grundlagen oft durch praktische Beispiele ergänzt, die dem Leser zu einem leichteren Verständnis des vermittelten Lehrstoffes verhelfen.

Besonders praktisch ist auch das umfangreiche Glossar am Ende des 270 Seiten starken Studienbandes zur Textlinguistik und Textgrammatik. Die aktualisierte, zweite Auflage dieses Titels ermöglicht dem Studenten einen leichten Einstieg in einen komplexen Forschungsbereich.

Autor: Christina Gansel, Frank Jürgens
Titel: „Textlinguistik und Textgrammatik“
Taschenbuch: 270 Seiten
Verlag: UTB, Stuttgart
ISBN-10: 3825232654
ISBN-13: 978-3825232658

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