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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Dexter Filkins: „Der ewige Krieg – Innenansichten aus dem „Kampf gegen den Terror““

Am: | September 7, 2009

Dexter Filkins: "Der ewige Krieg - Innenansichten aus dem "Kampf gegen den Terror""Dexter Filkins ist Auslandskorrespondent der New York Times und seit 2001 Berichterstatter in Afghanistan und im Irak. In dem hier vorliegenden Buch beschreibt er seine Erlebnisse in den Kriegsgebieten. Er nimmt dabei bewusst kein Blatt vor dem Mund, sondern zieht den Leser gnadenlos mitten hinein in die Szenerie des Krieges.

Wir sind dabei, wenn er eine Patrouille durch die Straßen der irakischen Stadt Ramadi begleitet und ein Foltergefängnis Saddam Husseins besucht. Filkins nimmt uns mit zu Familien von Selbstmordattentätern und macht uns zu Zeugen eines Häuserkampfes. Wir treffen irakische Aufständische, einen Captain des US Marine Corps, der innerhalb von acht Tagen ein Viertel seiner Männer verloren hat, und einen blutjungen Soldaten aus Georgia, der zu mitternächtlicher Stunde auf dem Dach eines Hauses an seine Freundin zu Hause in den Staaten denkt.

„Der ewige Krieg“ vermittelt dem Leser die Innenansicht eines grauenvollen Krieges, dessen tägliche Horrormeldungen von Selbstmordanschlägen, militärischen Verlusten und Toten in der Zivilbevölkerung, die nur noch als „collateral damages“ beschrieben werden, zur grauenhaften Alltäglichkeit geworden sind.

In 21 Kapiteln beschreibt Dexter Filkins im Stil einer Reisereportage seine Erlebnisse in Kabul 198 und Bagdad 2003; das Buch beginnt jedoch mit einer Kampfszene in Falludscha, Irak, im November 2004. Eine bizarre Szene: Die Marines haben einen gigantischen Lautsprecher, wie er sonst bei Rockkonzerten benutzt wird, voll aufgedreht und beschallen den Ort mit dem krachenden Sound der Heavy-Metal-Band AC/DC. „Hells Bells“ dröhnt aus den Boxen. Dexter komponiert eine Collage aus dem Songtext und dem Gewehrfeuer der noch im Hintergrund kämpfenden Truppen. Kurze Zeit später regnet Phosphor vom Himmel und plötzlich steht der Autor einer Gruppe junger Dschihadisten mit Sprengstoffgürtel gegenüber. – Willkommen in der Hölle.

In den USA ist sein Buch im vergangenen Jahr erschienen, also vier Jahre nach diesem Erlebnis. „Der Kampf gegen den Terror“ hat bis heute nichts von seiner Absurdität und Grausamkeit verloren.

„Der ewige Krieg“ macht den Wahnsinn und die Unlösbarkeit dieses Konflikts greifbar. Anders als die Fernsehbilder lässt der Autor den Leser nicht in seinem sicheren Schutzabstand, sondern packt ihn am Arm und zerrt ihn mitten hinein in den Häuserkampf.

Deutschland wird am Hindukusch verteidigt!“ – Dieser Satz des vorigen Verteidigungsministers Peter Struck trieft vor Zynismus und einem kriecherischen Opportunismus gegenüber amerikanischen Interessen. Nach der Lektüre dieses Buches denkt man anders über diesen Krieg.

Es wird höchste Zeit, dass Deutschland seine internationale Verantwortung in der UNO neu überdenkt und seine Soldaten nicht für fremde Interessen in einem Krieg verheizen lässt, den keiner gewinnen kann.

 

Autor: Dexter Filkins
Titel: „Der ewige Krieg – Innenansichten aus dem „Kampf gegen den Terror““
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Fischer (S.), Frankfurt
ISBN-10: 3100282051
ISBN-13: 978-3100282057

 

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