David Hume: „Ein Traktat über die menschliche Natur“ (in 2 Bänden)
Am: | November 23, 2013
Das „Traktat über die menschliche Natur“ erschien in den Jahren 1739 und 1749, zunächst anonym veröffentlicht, in drei Büchern unter den Titeln „Of the Understanding“, „Of the Passions“ und „Of Morals“. Der schottische Philosoph Hume (1711-1776) gilt zurecht als der Hauptvertreter des Empirismus im 18. Jahrhundert.
Humes „Treatise of Human Nature“ beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der Bedingung und Begründung menschlicher Selbst- und Welterkenntnis. Insofern richtet sich das Traktat zum einen gegen den Rationalismus und die bislang geltende Metaphysik, zum anderen kann Humes „Traktat“ als Begründungsschrift einer neuen menschlichen Geisteswissenschaft – oder Anthropologie – gelesen werden.
Während Immanuel Kant in seinen „Kritiken“ und in seiner „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“, 55 Jahre später erschienen, vor allem eine Versöhnung der empirischen und rationalistischen Standpunkte suchen wird, indem er eine Koexistenz von apriorischer Rationalität und eines empirisch-pragmatischen Zugangs zur Erkenntnis zu begründen versucht, lehnt David Hume den rationalistischen Standpunkt radikal ab und basiert die menschliche Erkenntnismöglichkeit allein auf dem empirischen Erfahrungswissen.
Kant konzipierte seine „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ nur als eine pragmatische Ergänzung zu seinen „Kritiken“, in der Einzelfälle menschlicher Selbst- und Welterkenntnis behandelt werden; Hume dagegen versteht seine Anthropologie, wie sie im „Traktat über die menschliche Natur“ ausgerollt wird, als das Fundament einer allein auf der Erfahrung aufbauenden und den natürlichen Grenzen des menschlichen Verstandes unterworfenen Erkenntnis.
David Humes „Traktat“ erscheint ziemlich genau in der Mitte jener Epoche der Aufklärung, deren Anfang wir mit der „Querelles des Anciens et des Modernes“ (Charles Perrault, 1687) und deren Ende wir mit der Französischen Revolution von 1789 datieren. Kants „Kritiken“, die wir als Gegenentwurf des empirischen Rationalismus verstehen können, erscheinen erst 40 Jahre nach David Humes „Traktat“.
Die vorliegende zweibändige Ausgabe des Felix Meiner-Verlages basiert auf der Übersetzung von Theodor Lips und wird von einem ausführlichen Vorwort und Kommentar des bekannten Philosophen Reinhard Brandt begleitet. In gewohnt hochwertiger Taschenbuchausgabe ist diese zweibändige Ausgabe erschwinglich und darf als erste Wahl für die universitäre und wissenschaftliche Beschäftigung mit Humes Werken gelten.
Auch wenn die Bücher bei Erscheinen nahezu keine Resonanz erhielten und, wie Hume es selbst formulierte, „als Totgeburt aus der Presse“ kamen, so darf das „Traktat über die menschliche Natur“ als grundlegendes theoretisches Werk des schottischen Empiristen betrachtet werden.
Hat Ihnen die Rezension weiter geholfen? – kulturbuchtipps ist ein unabhängiges Medium für Rezensionen von Büchern und Medien aus den Kultur- und Geisteswissenschaften. Damit dies auch so bleiben kann, brauchen wir Ihre Unterstützung: Wenn Sie dieses Buch kaufen möchten, benutzen Sie bitte den folgenden Link zu unserem KULTURBUCHLADEN. – Vielen Dank!
Autor: David Hume
Titel: „Ein Traktat über die menschliche Natur“ (Band 1: Buch I: Über den Verstand)
Broschiert: 333 Seiten
Verlag: Meiner (Oktober 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3787324356
ISBN-13: 978-3787324354
Autor: David Hume
Titel: „Ein Traktat über die menschliche Natur“ (Band 2: Buch II: Über die Affekte und Buch III: Über Moral)
Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Meiner
ISBN-10: 3787324364
ISBN-13: 978-3787324361
Tags: david hume > David Hume Traktat über die menschliche Natur > empirismus > erfahrung > erkenntnis > human > human nature > kritik David Hume Ein Traktat über die menschliche Natur > menschliche natur > Philosophie > Rezension David Hume Ein Traktat über die menschliche Natur > Rezension David Hume Traktat über die menschliche Natur > Rezension Hume Traktat > science of man > traktat > treatise > verstand