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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Andreas Altmann: „Morning has broken — Leben Reisen Schreiben“

Am: | November 7, 2023

Ein neues Buch von Andreas Altmann bedeutet: einen Weltbürger auf seinen Reisen zu begleiten und seine Begegnungen mit Menschen und fremden Kulturen — mittelbar — mitzuerleben. Das Mittel, das Medium, ist in diesem Fall die Sprache und das geschriebene Wort. Altmanns Sprache ist schnörkellos und direkt, manchmal auch sehr direkt, was in unseren Zeiten mit ihrer oftmals verkrampften sprachpolizeilichen Verbissenheit bei der Verfolgung des hehren Ziels einer gendergerechten und niemanden verletzenden Sprache durchaus erfrischend sein kann.

Wie in all seinen Büchern, so spielen auch die Geschichten dieses neuen Buches wieder sehr nahe am Leben; wollte man eine Modefloskel unserer Zeit bemühen, so ließe sich geradezu von „immersiver Literatur“ sprechen, weil sie den Leser durch ihre realistischen und detailreichen Beschreibungen förmlich in die Geschichten hineinzieht. Aber handelt es sich hier überhaupt um Literatur? Altmann erfindet ja nichts, sondern er beschreibt seine Erlebnisse und liefert so lebensnahe Reportagen aus den eher unwirtlichen Ecken der Welt, aus Ländern und Gegenden, die eher weniger von Touristen bereist werden.

Andreas Altmann ist ein Weltreisender im besten und wahrsten Sinne. Seit den späten 1980er Jahren schreibt er seine Reportagen und Reiseberichte für die wichtigsten deutschen Zeitschriften und überregionalen Tageszeitungen: GEO und STERN, DIE ZEIT, die SÜDDEUTSCHE und die FAZ drucken seit Jahrzehnten Altmanns Texte, und in zahlreichen erfolgreichen Büchern kann man diese Reportagen und weitere Texte gebündelt lesen.

Der aktuelle Band wirkt im Vergleich mit den früheren Publikationen des Autors ein bisschen wie ein gut gereiftes Alterswerk; immerhin ist der Autor mittlerweile Mitte siebzig. Und doch trägt es den optimistischen Titel „Morning has broken“, ein Lied, das ursprünglich aus den 1930er Jahren stammt, aber vor allem Anfang der 1970er Jahre durch Cat Stevens weltberühmt wurde.

„Morning has broken“ — ein Widerspruch? Ganz im Gegenteil! Wohl eher die folgerichtige Bestätigung, dass sich das große Rad des Lebens und der Welt immer weiterdreht und jeder Morgen, jeder neue Tag, ein neuer Anfang ist und die Verheißung auf neue Abenteuer und neue Begegnungen in sich trägt. Noch deutlicher fasst der Untertitel (Leben Reisen Schreiben) das Lebensmotto des Autors zusammen.

Besser und knapper kann man die positive Geisteshaltung von Altmann nicht auf den Punkt bringen. In seinem Buch gibt der Autor auch immer wieder Empfehlungen an den Reisenden, der es ihm gleichtun und unvoreingenommen die Welt entdecken und auf unbekanntes Terrain vorstoßen möchte. Wie sollte der (westliche) Reisende den Fremden und der fremden Kultur begegnen? — Ohne Vorurteile und ohne Absichten, aber mit einem wohlwollenden und optimistischen Blick und einem offenen und ehrlichen Lächeln auf den Lippen. Dann, so Altmann, wird er in der Regel freundlich aufgenommen und angesprochen werden, und so werden sich interessante und spannende Begegnungen mit dem Fremden ergeben.

Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte zu diesem Buch greifen und sich fallen lassen; die spannenden und bewegenden Geschichten werden ihn wegtragen und fortführen in fremde Welten, zu Menschen von allen Enden der Welt, deren Lebensumstände oft so ganz anders, deren Wünsche und Träume, Sorgen und Nöte den unseren aber sehr verwandt erscheinen. Auf diese Weise kann die Lektüre von Altmanns Reportagen nicht nur den eigenen Horizont erweitern, sondern auch für die Tatsache sensibilisieren, dass wir alle auf demselben kleinen blauen Planeten leben und uns elementar, nachdem man einmal den auf Besitz und Reichtum fixierten westlichen Blick und die ganzen zivilisatorischen Errungenschaften, auf die wir so stolz sind, hinter sich gelassen hat, gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Altmanns Themen sind das ewig Menschliche, das ihn anzieht und immer wieder neugierig macht auf die Begegnung mit dem Unbekannten.

Reisen und Entdecken als Lebensform, als Weg und Ziel des eigenen Handelns, das seine Berechtigung und seine Erfüllung im Schreiben und Berichten vom Erlebten findet. So lesen sich Altmanns Texte, und so scheint er sich und sein Leben auch selbst zu sehen: als Reisender und Mittler zwischen den Welten, als Brückenbauer auf Augenhöhe zwischen den Kulturen, als offener und zugewandter Zuhörer und Gesprächspartner der Fremden.

 

 

Autor: Andreas Altmann

Titel: „Morning has broken — Leben Reisen Schreiben“

Herausgeber: Piper

Gebundene Ausgabe: 272 Seiten

ISBN-10: 3492071503

ISBN-13: 978-3492071505

 

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