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Robert von Friedeburg: „Europa in der frühen Neuzeit“

Am: | September 26, 2012

Die Frühe Neuzeit umfasst in etwa die Zeit vom 15. – 18. Jahrhundert. Die Einteilung in Epochen dient der Übersichtlichkeit und fungiert als Verständigungsbasis für den historischen Diskurs. Das vorliegende Buch aus der Reihe Neue Fischer Weltgeschichte verzichtet bewusst auf eine solche Einteilung zugunsten einer Orientierung an wichtigen Entwicklungen auf gesellschaftlicher, kultureller und politischer Ebene, wobei klar ist, dass diese Ebene nur selten voneinander zu trennen sind, sondern sich vielmehr gegenseitig beeinflussen.

Der von Robert von Friedeburg (Professor für Allgemeine Geschichte an der Erasmus Universität Rotterdam) verfasste Band über die Geschichte Europas in der Frühen Neuzeit versucht, die europäische (und somit abendländische) Entwicklung von der Renaissance bis zur Französischen Revolution nachzuzeichnen. Dieser Versuch ist, soviel sei vorweg verraten, umfassend geglückt.

Der vorliegende Band 5 der Neuen Fischer Weltgeschichte unterteilt die Zeit zwischen dem frühen 15. und dem Ende des 18. Jahrhunderts in vier große Abschnitte: 1. Strukturen des lateinischen Europa; 2. Reformbewegung, Reformation und Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert; 3. Die europäische Integration im 17. Jahrhundert: Konfessionen, Kriege und die philosophische Revolution; und schließlich 4. Das 18. Jahrhundert: Aufklärung und Länderschacher.

Anhand der Titel dieser großen Abschnitte kann man schon die Tendenz dieses Geschichtsbuches erahnen. Es beschreibt den mühsamen Ausgang Europas aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit und die Überwindung der Religion durch die Wissenschaft. Am Ende des 18. Jahrhunderts stehen die Einforderung politischer Reformen und der Zusammenbruch des Feudalsystems – zumindest in Frankreich.

Robert von Friedeburg widersteht zum Glück der Versuchung, in Anbetracht eines solch epochalen Stoffes den Leser mit einer gewaltigen Informationsfülle und mit allzu fachspezifischen Fragestellungen zu überfordern. Ganz im Gegenteil ist ihm ein leicht lesbares Geschichtsbuch gelungen, das die vielfältigen Verknüpfungen und Verbindungen von europäischer Geschichte und Weltgeschichte in Zeit und Raum übergreifenden Darstellungen zusammen fasst und auf diese Weise dem Leser einen neuen Zugang zur Geschichte Europas ermöglicht, der mit dem schulischen Geschichtsunterricht nichts mehr zu tun hat.

Wer sich für die Geschichte Europas interessiert (und das sollten wir alle!) und wissen möchte, wo die Wurzeln unserer Geschichte liegen, sollte dieses Buch lesen. Besser, schneller und angenehmer kann man sich kaum ein profundes Geschichtswissen aneignen, als durch die Lektüre dieses Bandes (und natürlich auch der anderen Bände) aus der Reihe Neue Fischer Weltgeschichte.

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Autor: Robert von Friedeburg
Titel: „Europa in der frühen Neuzeit“
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag
ISBN-10: 3100106237
ISBN-13: 978-3100106230

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