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Andreas Sauer (Hg.): „Heilig soll der Grundsatz „Krieg dem Krieg“ sein!“

Am: | Mai 21, 2009

Andreas Sauer (Hg.): "Heilig soll der Satz "Krieg dem Krieg" sein!"Nie wieder Krieg!“ war die Devise nach den beiden großen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Bislang haben wir Glück gehabt: Seit dem letzten Krieg auf deutschem Boden sind mehr als 60 Jahre vergangen; seit dem letzten deutschen Kriegseinsatz leider nicht.

Gehen wir über 90 Jahre in der Zeit zurück und lesen wir die Tagebuchaufzeichungen und Kriegserinnerungen von Karl Rosner. Rosner war Jurist und lebte zur Zeit des 1. Weltkriegs in München. Seine Aufzeichnungen während seiner Soldatenzeit wurden im Sutton-Verlag in einer vom Herausgeber Andreas Sauer edierten Version veröffentlicht.

Karl Rosner kämpfte zunächst in Serbien und Mazedonien, bevor seine Einheit nach Frankreich verlegt wurde und dort den Stellungskrieg in der Champagne und später bei Verdun miterleben musste.

Die Kriegstagebücher Karl Rosners bestehen nur aus zwei kleinen DIN-A6-Heftchen, in die er meist stenographische Einträge machte. Eingefügt in das Tagebuch findet der Leser auch 20 Fotografien, die alle bis auf eine von Rosner selbst stammen.

Seine Aufzeichnungen berichten von Alltäglichkeiten und auch von komischen Begebenheiten, wenn ein Kamerad in der Kirche von Viller-sur-le-Mont während des Gottesdienstes einschläft und zu schnarchen anfängt, bis zu eindringlichen Schilderungen er Grausamkeiten dieses Stellungskrieges, wenn die feindlichen Granaten in Rosners unmittelbarer Nähe einschlagen.

Rosners Kriegstagebuch legt überaus eindrucksvoll Zeugnis von einem der schrecklichsten Kapitel der Menschheitsgeschichte ab. „Oh quel malheur cette guerre!“ zitiert er das Klangen der verzweifelten französischen Frau, bei der seine Einheit Quartier genommen hat.

Die wahre Grausamkeit des Krieges wird auch in den teilweise geradezu lakonischen Aufzeichnungen Rosner fassbar, wenn er z.B. die Namen seiner Kameraden nach einem Angriff auflistet: „Meier Peter tot – Wirsing tot – Roth tot – Dorn tot – Riedel verwundet – Kapfhammer schwer verwundet – Ruhmann tot – Gerstl vermisst (…)

Der Krieg ist die grausamste Gewaltanwendung und zwar nicht nur gegenüber dem Partner, sondern gegenüber den eigenen Soldaten. Er ist die rücksichtsloseste Despotie gegen wehrlos gemachte Massen, denen die Verfügung über ihr eigenes Leben entzogen ist. Hunderttausende werden auf Wunsch eines Einzelnen geopfert. Und diese Massen wissen nicht, ob sie für Recht oder Unrecht kämpfen. Sie haben keinen Einblick in die geheimen Machenschaften der Diplomatie und können nicht kontrollierend auftreten. So stirbt jemand ohne zu wissen, warum und für wen.

Heilig soll der Satz „Krieg dem Krieg“ sein.“ – Dem ist nichts hinzu zu fügen.

 

Autor: Andreas Sauer (Hg.)
Titel: „Heilig soll der Grundsatz „Krieg dem Krieg“ sein!“
Broschiert: 157 Seiten
Verlag: Sutton Verlag
ISBN: 3866804180
EAN: 978-3866804180

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