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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Anne Sverdrup-Thygeson: „Libelle, Marienkäfer & Co.“

Am: | Oktober 11, 2019

Ausnahmsweise hier ein Satz vom Klappentext: „Mit Witz und Wissen plädiert die Biologie-Professorin Anne Sverdrup-Thygeson in diesem Buch dafür, dass sie nicht von der Bildfläche verschwinden dürfen.“ Die Betonung liegt auf „Witz und Wissen“!

Hier lohnt es sogar, das Vorwort zu lesen. Denn wenn Leute sie fragen, wozu denn Fliegen und Wespen gut sein sollen gibt es auch darauf logische Antworten. Sogar der Hinweis, warum ein paar nicht so geschätzte – weil nicht als niedlich angesehene – Insekten sogar unser Leben verbessern und teilweise retten können. Glauben Sie nicht? Lesen Sie!

In sehr unterhaltsamer Art und Weise lässt sich das Buch quasi schmökern und macht gute Laune. Der am Anfang geschriebene Satz, Insekten seien die Zahnräder diese Welt, gewinnt auf jeder Seite des Buches mehr Gewicht.

Auch die Kapitel sagen eine Menge über den Schreibstil aus, so dass ich nicht zu viel verraten muss:

Kleine Geschöpfe mit cleverem Design / Sex bei Sechsbeinern / Fressen und gefressen werden – Insekten in der Nahrungskette / Insekten und Pflanzen – ein ewiger Wettlauf / Fleißige Fliegen, köstliche Krabbeltiere – Insekten und unsere Nahrung / Insekten als Hausmeister / Von Seide bis Schreibwaren – Produkte von Insekten / Lernen von den Insekten / Die Insekten und wir – in der Zukunft

Da wird beispielsweise erklärt, dass bereits Millionen von Jahren, bevor der Mensch es schaffte Netze zu knüpfen, die Köcherfliegenlarven bereits andere Insekten in Netzen fingen. Wenn die Insekten in der Generalversammlung der Vereinten Nationen säßen, könnten sie sich locker ein Stimme verschaffen – beispielsweise mit dem Argument, es existieren etwa eine Million verschiedener Varianten von ihnen. Wenn man einen Kalender mit dem „Insekt des Monats“ erstellen würde, könnte man 80.000 Jahre lang jeden Monat ein neues präsentieren.

In diesen Worten und mit solchen sehr gut nachvollziehbaren Beispielen aus dem Leben eines Menschen wird der Leser förmlich an das Buch gefesselt. In einem Unterkapitel („Durch einen Strohhalm atmen“) wird erklärt, wie Insekten aufgebaut sind. Noch nie darüber nachgedacht? Ich auch nicht! Aber es ist spannend. Sie atmen durch Löcher im Körper, der Sauerstoff wird in eine Art Blut transportiert. Dies plätschert frei im Körper usw.

Mit anderen Worten: Das Insekt hat die gleichen Sinneseindrücke wie wir. Nur eben mit anderen Organen. Da lässt sich darüber nachdenken, warum wir so schnell etwas als „normal“ oder auch nicht bezeichnen.

Oder wenn Sie wissen, wie eine Fliege sich das bisschen Belag von Ihrem Brot mopst, werden Sie es nie wieder zulassen. Lustig beschrieben und nachhaltig, da bildlich im Gedächtnis bleibend. Man betrachtet sie nicht mehr so desinteressiert oder leidenschaftslos wie bisher. Sie sind ernst zu nehmende Lebewesen und wir brauchen sie.

Alles in allem macht das Buch ganz große Freude, ist leicht zu lesen, und man lernt nebenbei unglaublich viel. Vor allem einen anderen Blick auf die Welt. Und schaut auch mehr nach den Mit-Lebewesen. Beispielsweise kann man auch einen Käfer, Fliege, Spinne (die gehören nicht zu Insekten) und – was auch immer – aus einem Wasserbecken retten. Jeder einzelne Krabbler zählt. Und ein gutes Gefühl gibt es obendrauf!

(c.s.)

 

 

Autor: Anne Sverdrup-Thygeson
Titel: „Libelle, Marienkäfer & Co.“
Broschiert: 288 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442159814
ISBN-13: 978-3442159819

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