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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Otto Kruse: „Lesen und Schreiben“

Am: | Juli 29, 2011

Lesen und Schreiben? Kann doch jeder seit der 1. Klasse, oder etwa nicht?! Schon nach einem kurzen Blick ins Buch wird klar, dass es mit dem Lesen und Schreiben so einfach nun auch wieder nicht ist. Vor allem nicht, wenn es um das Lesen und Schreiben im Studium geht. Denn wer studiert, muss eine ziemlich große Menge an Fachliteratur „verarbeiten“ und dieses zunächst durch die partielle und zielgenaue Lektüre erworbene Wissen auch wiederum zielgruppengerecht und effizient zu Papier bzw. in die Datei bringen.

Wie man richtig liest, nicht zu schnell, aber natürlich auch nicht zu langsam; wie man den gelesenen Text richtig exzerpiert und welche nützlichen Techniken es gibt, um mehrere Texte parallel zu verarbeiten, erfährt der Leser im ersten Teil dieses Buches.

Otto Kruse ist Leiter des Zentrums für professionelles Schreiben am Departement für Angewandte Linguistik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, und dies ist sogleich die perfekte Überleitung zum zweiten Teil des Buches, das sich mit dem Schreiben fürs Studium beschäftigt.

Offensichtlich geht es in Kruses Hochschule vor allem um angewandtes Wissen, und so erklärt sich auch die angenehme Praxisnähe seines Buches.

Gerade bei einem Leitfaden für wissenschaftliches Schreiben könnte man sich in theoretischen Anleitungen verfangen, doch genau das ist bei Otto Kruse nicht der Fall.

Praxisnah widmet er sich dem Schreiben im Studium und zeigt dem Studienanfänger, für den dieses Buch in erster Linie geschrieben wurde, wie man am besten an diese vielfältige Aufgabe herangeht: Hausaufgabe und Klausur, Bachelor-/Diplom-/Master-Arbeit und Projektarbeit, Vorlesungsskripte und Referate – all diese Textarbeiten stellen unterschiedliche Anforderungen an den Verfasser und natürlich auch an den Text.

Wer glaubt, dass mit diesen beiden Teilen der Bereich Lesen und Schreiben vollständig abgearbeitet wurde, der irrt. In den folgenden Abschnitten des Buches tritt der Autor bei seinen Betrachtungen ein paar Schritte zurück und widmet seine Aufmerksamkeit den Meta-Themen des Lesens und Schreibens im Studium:

Welche Anforderungen werden an einen wissenschaftlichen Text gestellt und welche Konventionen muss er im akademischen Kontext erfüllen? Wie plant man die Entwicklung der eigenen Lese- und Schreibkompetenz? Wie entwickelt sich das eigene Schreiben und Lesen im Laufe des Studiums? Und wie geht es danach weiter?

Aber auch die praxisbezogene, sprachliche Ebene kommt in Kruses hervorragendem Buch nicht zu kurz: Welche sprachlichen Tricks gibt es, um einen Text zu konkretisieren? Wie verwendet man Adjektive und Adverbien im wissenschaftlichen Text? Wie sieht es mit der Selbstreferenz im Text aus? Darf bzw. sollte man umgangssprachliche Ausdrücke und Idiome verwenden?

Kurz gesagt: Wer denkt, mit seinen schulischen Lese- und Schreibtechniken auch an der Hochschule bestens gerüstet zu sein, der sei rechtzeitig gewarnt und dem sei dieses schöne und sehr gut lesbare Buch empfohlen! Gerade weil sich das Universitätsstudium nach seiner „Bachelorisierung“ und der damit einhergehenden Verschulung der Wissensvermittlung weit vom „freien Studium“ der Wissenschaften vergangener Jahrzehnte entfernt hat und vom Studenten die Verarbeitung größerer Wissensmenge in kürzer Zeit fordert, ist eine ausgereifte Lese- und Schreibkompetenz wichtiger als je zuvor.

Diese Kompetenz kann man mit der Lektüre und Anwendung der in diesem Buch vermittelten Techniken leicht erwerben. Man muss es nur lesen und danach „so schreiben, wie es im Buche steht“.

Autor: Otto Kruse
Titel: „Lesen und Schreiben“
Taschenbuch: 184 Seiten
Verlag: UTB, Stuttgart
ISBN-10: 3825233553
ISBN-13: 978-3825233556

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