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Vera Forester: „Lessing und Moses Mendelssohn – Geschichte einer Freundschaft“

Am: | Dezember 20, 2010

Es ist die Zeit der Aufklärung. Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn haben beide maßgeblich zur Entstehung der aufklärerischen Bewegung und zum Aufbruch der Kunst, der Wissenschaften und der Gesellschaft in dieses neue Zeitalter beigetragen.

Ihre Leben und Werke sind für uns Nachgeborene untrennbar mit dieser Kunstepoche verbunden. Im Alter von nur 25 Jahren lernten sie sich im Berlin Friedrichs des Großen kennen.

1754 war das Jahr, in dem Dorothea Christiane Erxleben ihre Doktorprüfung und damit als erste promovierte Frau auch erste Ärztin Deutschlands wurde. In Nordamerika kämpfen Franzosen gegen Briten, und in Königsberg legt der deutsche Philosoph Immanuel Kant die philosophischen Grundlagen für die Mündigkeit des menschlichen Verstandes:

Lerne, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Diese Maxime und der Kantsche Kategorische Imperativ als moralisches Fundamente einer neuen Gesellschaft, die im Wissenserwerb und im Forschen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ihr Heil suchte, strahlten auch auf die Kunst und die Literatur jener Zeit aus.

Moses Mendelssohn, der Großvater von Felix Mendelssohn-Bartholdy, war zeit seines Lebens als jüdischer Autor und Gelehrter sozial benachteiligt und bedrängt. Trotzdem konnte er mit Lessing eine lebenslange deutsch-jüdische Freundschaft aufbauen, die einen bedeutsamen Grundstein für Toleranz und Verständigung in Deutschland legte.

Toleranz und Verständigung waren wesentliche Merkmale einer freien Gesellschaft frei denkender Menschen, als die wir die Zeit der Aufklärung aus der Rückschau betrachten. Von 1754 bis zu Lessings Tod im Jahre 1781 währte diese Freundschaft zwischen zwei deutschen Intellektuellen, der eine Jude, der andere Christ, über die konfessionellen Grenzen hinweg. Im Mittelpunkt standen die Kunst und ihre Gespräche über die neue Gesellschaft ohne Schranken.

In seinem Abschiedsbrief an Moses Mendelssohn beschrieb Lessing ein Land, „wo es weder Christen noch Juden gibt. Nur Menschen.“ – Von diesem Land träumten beide.

Vera Forester studierte Germanistik, Anglistik und Romanistik und war Schauspielerin, Regisseurin und Dramaturgin. Dies legt zwar die Nähe zur deutschen Literatur und zum Theatermann Lessing andererseits nahe, prädestiniert jedoch nicht unbedingt, um sich schreibend einer Doppel-Biographie der Freundschaft zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing zu widmen.

Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass sich dieses Buch sehr gut und unterhaltsam liest. Es isst ein spannendes Buch geworden, das uns diese beiden Wegbereiter der Aufklärung und ihre berühmte Freundschaft auf nur 220 Seiten näher bringt als so manche dicke Biographie.

Autor: Vera Forester
Titel: „Lessing und Moses Mendelssohn – Geschichte einer Freundschaft“
Gebundene Ausgabe: 220 Seiten
Verlag: Lambert Schneider
ISBN-10: 3650234726
ISBN-13: 978-3650234728

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