Olaf Link: „Geschichte(n) Wiener Kaffeehäuser“
Am: | Juni 30, 2011
Jüngst haben wir das nette ethnologische Reisetagebuch des Wiener Satirikers Michael Ziegelwagner („Café Anschluß – Als Österreicher unter Deutschen“) besprochen.
Die lustigen Geschichten und Selbsterfahrungen eines Österreichers, der auf die deutsche Kultur prallt, mögen dem einen oder anderen Leser vielleicht Lust machen, es ebenso in umgekehrter Richtung zu versuchen und sich ausgiebig der Erforschung der Wiener Kaffeehaus-Kultur zu widmen.
Auf ein solches Vorhaben sollte man sich natürlich gut vorbereiten. Neben einem Wiener Reiseführer gehört auf jeden Fall das folgende Büchlein ins Reisegepäck: Olaf Links „Geschichte(n) Wiener Kaffeehäuser“.
Olaf Link ist von Hause aus kein Schriftsteller, sondern arbeitet seit 1984 als Diplom-Sozialarbeiter beim Jugendamt Solingen und engagiert sich in kulturellen Organisation seiner Heimatstadt Solingen. Bislang veröffentlichte er eher regional orientierte Publikationen, nun also ein Kulturführer durch ausgesuchte Wiener Kaffeehäuser.
Dieser unverbaute und nicht durch literarische Kaffeehaus-Geschichten verstellte Blick ist für diesen Kulturführer eher von Vorteil als ein Nachteil.
Wiener Kaffeehäuser waren stets das Epizentrum der österreichischen Kultur, und selbst heute sind die Literaten und Intellektuellen nicht aus den gemütlichen Tempeln der Kaffee-Kultur verbannt.
Der Autor hat aus der Vielzahl der Wiener Kaffeehäuser einige charakteristische Beispiele ausgewählt; denn selbst bei einer Beschränkung auf die Traditionshäuser wäre deren Zahl immer noch zu groß, um in einem Buch dieses Umfangs Platz zu finden und gebührend gewürdigt zu werden.
Viele alte Kaffeehäuser sind nicht mehr da, doch neue sind hinzu gekommen, und so lebt Wien weiter in seiner Kaffeehaus-Kultur und sichert den Fortbestand dieser schönen Tradition.
Nach einer kurzen, aber informativen Einleitung, die die Geschichte des Kaffees in Europa und die Anfänge der Kaffeehaus-Kultur beschreibt, widmet sich Link nacheinander 16 Kaffeehäusern im Wiener Stadtgebiet.
Neben der Geschichte ihrer Entstehung erzählt der Autor immer wieder Anekdoten und interessante Geschichten, die mit diesen Häusern und deren Besuchern in Verbindung stehen. Sein Erzählstil ist flüssig und unterhaltsam, und obwohl die Gliederung eine auf die Dauer langweilende Wiederholung der Auflistung von Fakten erwarten lässt, gelingt es ihm, den Leser zu unterhalten und bei der Lektüre zu halten.
„Geschichte(n) Wiener Kaffeehäuser“ ist ein gelungenes Buch, das sowohl als Reiseführer vor Ort als auch zur vorbereitenden Reiselektüre geeignet ist. Mit zahlreichen historischen Aufnahmen nimmt das Buch den Leser mit auf eine Zeitreise durch die Wiener Stadtgeschichte und lädt gleichzeitig zu Erkundungen im heutigen Wien ein.
Mehr kann und soll solch ein Buch nicht leisten. 100 Punkte also für einen anregenden Kulturführer durch die traditionsreichen Kaffeehäuser der schönen Stadt Wien.
Autor: Olaf Link
Titel: „Geschichte(n) Wiener Kaffeehäuser“
Broschiert: 112 Seiten
Verlag: Königshausen & Neumann
ISBN-10: 9783826044519
ISBN-13: 978-3826044519
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