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Bernhard Schlink: „Gedanken über das Schreiben“

Am: | Juni 9, 2011

Im Sommer 2010 hielt Bernhard Schlink an der Heidelberger Universität drei Poetik-Vorlesungen. Dabei nimmt er die Leser mit auf seine Gedankenreise durch die Welt der Geschichten.

Wie entstehen die Geschichten? Aus welchen Quellen speisen sich die Ideen, die Sujets des Schreibens? Und was geschieht beim Schreibprozess, wenn die Figuren ein Eigenleben entwickeln und ihren Charakter entfalten?

Bernhard Schlink ist ein leiser, vorsichtiger Beobachter, der nicht viel von Postulaten hält, die ihn in seiner Kreativität einschränken würden. Und doch ist er mit seinem Urteil manchmal recht streng und grundsätzlich, so gleich am Anfang der ersten Lesung „Über die Vergangenheit schreiben“: „Alles Schreiben ist Schreiben über die Vergangenheit. Ich kann nur über das schreiben, was ich kenne, und ich kenne nur, was schon geschehen, also vergangen ist.

Nicht nur Fantasy-Autoren und Surrealisten dürften diesem Postulat kaum zustimmen. Auch andere Autoren sähen sich in ihrer Kreativität beschnitten, wenn man allein über das Vergangene schreiben könnte.

Doch Schlink zieht den Leser (bzw. den Zuhörer seiner Vorlesungen) durch seine kluge und vorsichtige Art und Weise in den Bann, sich einem Thema zu nähern, dabei ganz offen zu werden für Persönliches und auch viele Einblicke in seinen Schreib- und Lebensprozess zu gewähren.

So werden nicht nur die Fans von Bernhard Schlinks literarischem Werk immer wieder auf ihnen bekannte Personen und Geschichten treffen, sondern vor allem dem Autor selbst ein gutes Stück näher kommen.

Die vom Autor selbst gewählten Themen der drei Vorlesungen („Über die Vergangenheit schreiben“, „Über die Liebe schreiben“ und „Über die Heimat schreiben“) umreißen in aller Kürze das Spannungsfeld, in dessen Dreieck sich die Geschichten Bernhard Schlinks stets bewegen.

„Gedanken über das Schreiben“ ist eine sowohl unterhaltsame als auch grundlegende literaturtheoretische Lektüre, die trotz ihres vermeintlich geringen Umfangs von nur 85 Seiten jede Menge Tiefgang hat und viel Platz für weiter gehende Diskussionen lässt. Eine Lektüre für alle Leser von Bernhard Schlink und für alle, die sich selbst „Gedanken über das Schreiben“ machen.

Autor: Bernhard Schlink
Titel: „Gedanken über das Schreiben“
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257067836
ISBN-13: 978-3257067835

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