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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Matthias Nöllke: „Der gut gelaunte Pessimist – Wie man grundlos glücklich wird“

Am: | Februar 18, 2011

Endlich ein Buch, das mit dem nervigen Diktat des Positiven Denkens bricht! Die Welt ist nicht so schön, wie wir es gerne hätten. Wenn wir ständig versuchen, die Welt zu verändern und sie uns schön zu denken, wird unser Optimismus am Ende nur verkrampft wirken und trotzdem nichts ändern. Dinge passieren, und bei den meisten Vorhaben ist das Scheitern mindestens genauso möglich wie der Erfolg.

Matthias Nöllke ist auch „privat ein gut gelaunter Pessimist aus Überzeugung“, denn er weiß, dass Dinge schief gehen können. Blauäugig durchs Leben zu gehen und immer nur das Beste zu hoffen, ist nicht sein Ding. Die Erfahrung zeigt, dass man sich über einen unverhofften Erfolg viel mehr freut als über einen, den man sowieso vorausgesetzt hatte. Auf diese Weise wird ein (gut gelaunter) Pessimist sogar noch glücklicher leben als die krankhaften Optimisten.

Der Autor ist seit vielen Jahren als Journalist, unter Anderem für den Bayerischen Rundfunk und DIE ZEIT, tätig. Man darf also darauf hoffen, ein gut und interessant geschriebenes Buch in der Hand zu halten, und in der Tat: „Der gut gelaunte Pessimist“ ist ein wunderbar unterhaltsames Buch, ein vergnüglicher Streifzug durch alle Lebensbereiche und eine Lektüre, die Ihr Leben positiv verändern wird, indem sie Sie zu einem pessimistischeren Menschen macht.

Das klingt vielleicht zunächst paradox, aber schnell wird klar, dass ein vorsichtiger und gefahrenbewusster Charakter am Ende lebenstauglicher ist als ein Mensch, der im blinden Vertrauen auf die eigene Allmacht von einer Enttäuschung in die nächste fällt.

Bei Stichwort Pessimismus fällt uns natürlich sofort Arthur Schopenhauer ein, wohl der griesgrämigste unter allen Philosophen, der kein gutes Haar an den „bipedes“ (oder „Zweifüßlern“) ließ, als die er die Menschen bezeichnete. Schopenhauers Misanthropie ist jedoch etwas Anderes als jene pessimistische Grundhaltung des Geistes, für die Nöllke plädiert.

Sein gut gelaunter Pessimismus hat mit Menschenfeindlichkeit nichts zu tun, sondern ist sogar eine durchaus menschen- und lebensfreundliche Einstellung allen Dingen gegenüber. Anders als beim zwanghaft positiv denkenden Menschen, der sich selbst immer nur auf Erfolg trimmt und dann ins Bodenlose stürzt, wenn etwas einmal nicht so gut läuft, wie er es sich zuvor suggeriert hat, ist der gut gelaunte Pessimist gegen den Sturm der Ereignisse gewappnet.

Wenn Regen angesagt ist, nimmt der gut gelaunte Pessimist einen Regenschirm mit, falls es regnet, und einen zweiten Schirm, falls der erste kaputt gehen sollte. Am Ende wird es wahrscheinlich gar nicht regnen, aber falls es geregnet hätte, wäre der Pessimist gut vorbereitet gewesen. Dass es nicht regnete, verdirbt ihm jedoch keinesfalls die Laune, sondern lässt ihn sich über das unverhofft schöne Wetter freuen.

Kurzweilige Lektüre auf hohem Niveau, Lebensweisheit in einem schön gestalteten Buch, 200 Seiten bester Unterhaltung mit wissenschaftlichem Anspruch. Was will man mehr?

Autor: Matthias Nöllke
Titel: „Der gut gelaunte Pessimist“
Gebundene Ausgabe: 207 Seiten
Verlag: Droemer/Knaur
ISBN-10: 3426649357
ISBN-13: 978-3426649350

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