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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Margot Käßmann: „Was im Leben trägt“

Am: | September 8, 2010

Im Leben jedes Menschen gibt es Phasen des Umbruchs, der Krisen und der damit verbundenen Notwendigkeit einer Neuorientierung. Vieles kommt darauf an, wie gut man auf diese Ausnahmesituation vorbereitet war, wenn die Krise über einem hereinbricht.

Margot Käßmann, die ehemalige Hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der EKD, weiß aus ihrer langen Erfahrung als Pfarrerin, dass sich viele Menschen danach sehnen, in ihrem Leben einen tieferen Sinn zu finden. Diesen Sinn kann man zuallererst im Glauben finden.

Wenn einem das Geschenk des wahren Glaubens zuteil wurde, kann einem eigentlich nichts mehr passieren. Er wirkt wie ein Schutzschild; der Mensch fühlt sich geborgen und in Gottes Hand abgesichert gegen alle Unbill des Lebens.

Soweit die Theorie. Der Glaubensalltag sieht oft völlig anders aus. Krisen, Krankheiten, Katastrophen brechen über auch über den gläubigen Menschen herein und stellen seinen Gottesglauben oft auf eine harte Probe. – Wie kann Gott das zulassen? Warum gerade ich? Glaube ich an etwas, das es vielleicht doch nicht gibt?

Der Zweifel gehört zum Glauben wie die Milch zum Kaffee. Die Milch verdirbt den Kaffee nicht; sie nimmt ihm jedoch etwas von seiner Reinheit, macht ihn aber auch milder im Geschmack. Genauso korrigiert der temporäre Zweifel einen zwar reinen, aber auch starren Glauben; er macht den Glauben authentischer und menschlicher.

In solchen Zeiten des Zweifels sucht man nach Hilfe. Das kann ein guter Freund sein, aber auch ein gutes Buch. Ein kleines Buch reichte aus, wenn es nur die bohrenden fragen beantwortete oder zumindest zeigte, dass man mit seinem Zweifel und der Verzweiflung am eigenen Leben nicht alleine dasteht. Dass man einer unter vielen ist, denen es genauso geht.

Solch ein kleines Buch hat Margot Käßmann geschrieben: „Was im Leben trägt“ zeigt in einem meditativen Spaziergang, was es mit dem Glauben an Gott wirklich auf sich hat. Dass wir zweifeln dürfen, aber nicht verzweifeln. Dass wir Gott fragen dürfen, ihn aber nicht in Frage stellen sollten. Dass wir uns getragen fühlen dürfen, um das Leben zu ertragen.

Die Texte korrespondieren mit gut ausgewählten, stimmungsvollen Schwarzweiß-Bildern. Diese Text-Bild-Kombination hilft dem Text, sich aus der Zweidimensionalität eines imaginierten Dialogs mit dem Leser zu befreien, und wird durch die Fotos in eine lichte Dreidimensionalität gehoben, die dem Leser zeigt, dass es da draußen, außerhalb seiner trüben Gedanken, eine Welt gibt, die entdeckt, und ein Leben, das gelebt und genossen werden will.

„Was im Leben trägt“ ist ein kleines, preiswertes Büchlein, das hält, was es verspricht: Es zeigt dem Leser, was im Leben trägt. Eine kleine Einschränkung muss jedoch gemacht werden: Es ist ein Buch für Leser, die an Gott glauben. Überzeugte Atheisten oder Agnostiker werden sich ihren Trost und ihre Lebenshilfe leider woanders suchen müssen.

Autor: Margot Käßmann
Titel: „Was im Leben trägt“
Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442171857
ISBN-13: 978-3442171859

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