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Joachim Zeller: „Weiße Blicke – schwarze Körper – Afrikaner im Spiegel westlicher Alltagskultur“

Am: | Juli 5, 2010

Im Sommer 2010 schaut die Welt auf Afrika. Die Fußball-WM in Südafrika bringt Afrikaner auf den Bildschirm. Die Berichterstattung versucht immer wieder neben den wichtigen Spielen auch Impressionen des Landes zu zeigen. Dass diese mediale Völkerschau immer nur ein Zerrbild sein kann, das niemals das Ganze erfassen, sondern immer nur Momentaufnahmen aneinander reihen kann, ist klar.

Diese mediale Rezeption jedoch ist nicht neu. Bereits zu Kolonialzeiten wurde das Bild des Afrikaners in den „Herrenländern“ durch die Medien geprägt. Durch Geschichten, Zeichnungen und auch durch Fotografie und die Pionierzeit des Films.

Der Historiker Joachim Zeller hat sich der Aufgabe gestellt, die Bilder, die der Europäer vom „schwarzen Mann“ hatte, genauer zu untersuchen. Für den vorliegenden Bildband hat er über 400 Aufnahmen ausgewählt und durch hervorragend recherchierte Texte ergänzt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Weiße Blicke – schwarze Körper“ beschreibt den Afrikaner, wie ihn die Weißen sahen bzw. sehen wollten.

In 18 Kapiteln spürt Zeller der Frage nach, aus welchen Teilen sich das westliche Bild vom Afrikaner zusammen setzte. Schnell wird klar, dass beim Zusammentreffen der unterschiedlichen Kulturen die Überlegenheit der westlichen, der „zivilisierten“ Kultur niemals in Frage gestellt wurde.

Sowohl die Rezeption der schwarzen Kultur als auch der Versuch ihrer Kolonialisierung fanden immer im Spiegel der europäischen Kultur statt. Die Kolonialisten kamen nach Afrika, brachten ihre eigene Kultur mit und versuchten sogleich, den „Schwarzen“ das Basispaket an Zivilisation nach westlichem Verständnis nahe zu bringen. Die Kolonien wurden immer als eigenes Territorium verstanden, auf dem dieselben gesellschaftlichen und kulturellen Gepflogenheiten zu gelten haben wie im Heimatland.

Koloniale Träume basierten nicht zuletzt auf dem Überlegenheits-Gedanken der eigenen Kultur und dem Herrschaftsanspruch der weißen Rasse. Der schwarze Kontinent wurde durch die „weiße Brille“ betrachtet und die schwarze Bevölkerung entsprechend behandelt.

Zellers Bildband ist im Sutton-Verlag erschienen, umfasst über 240 Seiten und ist ein weiterer Beweis dafür, dass man bei Sutton hochwertige und fachlich fundierte Sachbücher zu historischen Themen herausgibt. Wer sich für Afrika und die Kolonialzeit interessiert und mehr über die Hintergründe deutscher Kolonial-Träume erfahren möchte, sollte Joachim Zellers Buch „Weiße Blicke –schwarze Körper“ lesen.

Autor: Joachim Zeller
Titel: „Weiße Blicke – Schwarze Körper – Afrikaner im Spiegel westlicher Alltagskultur“
Gebundene Ausgabe: 250 Seiten
Verlag: Sutton Verlag
ISBN-10: 3866804121
ISBN-13: 978-3866804128

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