David Hume: „Über den Freitod“
Am: | Februar 13, 2010
„Ich glaube, dass noch niemand ein Leben wegwarf, das zu erhalten der Mühe wert war.“ Das klingt hart, abgeklärt und nach englischem Humor.
David Hume war ein schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker und lebte im 18. Jahrhundert. Schaut man sich Bilder von ihm an, so blickt einen ein wohlgenährter und leicht distanziert lächelnder Mann an.
Hume war einer der bedeutendsten Vertreter der britischen Aufklärung. Er war aufgeklärt und gleichzeitig abgeklärt, ein Verfechter des bedingungslosen Empirismus’: Erkenntnis durch Erfahrung, bedeutet das in Kurzform.
Das vorliegende Taschenbuch aus der Reihe „Kleine Bibliothek der Weltweisheit“ aus dem C.H. Beck-Verlag versammelt nun einige kleine Schriften David Humes zu verschiedenen Themen, unter Anderem auch die Titel gebende, bemerkenswerte Schrift „Über den Freitod“.
Bis heute tun sich Theologen schwer, den Freitod eines Christen zu legitimieren. Darf ein Mensch, der sein leben von Gott geschenkt bekommen hat, dieses Geschenk aus eigenem Antrieb zurück weisen und selbst Hand an sich legen, ohne gleichzeitig den Weg in die ewige Verdammnis einzuschlagen?
Hume sieht das ganz pragmatisch: Der Mensch ist ein Lebewesen wie jedes andere auf der Welt. „Aber das Leben eines Menschen hat für das Universum keine größere Bedeutung als das Leben einer Auster.“ Der Mensch ist also nichts Besseres, und sein Leben wird genau so von den Grenzen der Realität beschränkt wie das Leben jedes anderen Lebewesens.
Alles, was möglich ist, unterliegt den Beschränkungen Gottes. Also kann es auch nicht Unrecht sein, innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens zu handeln, was auch die bewusste Handlung des Freitodes einschließt: „Es wäre kein Verbrechen, den Nil oder die Donau von ihrem Lauf abzulenken, wenn ich dies vermöchte. Worin besteht dann das Verbrechen, einige wenige Unzen Blut aus ihrer natürlichen Bahn abzulenken?“
Was die Sprache David Humes auszeichnet, ist ihre leichte Verständlichkeit und der stringente, die Schärfe seiner Gedanken unterstreichende Duktus der vorliegenden Texte. Obwohl sie vor 250 Jahren geschrieben wurden, lesen sich Humes philosophische Gedanken nahezu wie zeitgenössische Texte, was nicht zuletzt auch an der zeitgemäßen Übersetzung liegen dürfte.
Dieses kleine philosophische Buch mit empirischen Gedanken zu Tod und Unsterblichkeit der Seele, die Vernunft der Tiere, über Aberglaube und moralische Vorurteile ist eine hervorragend stimulierende Lektüre für Leser, die sich lieber ihre eigenen Gedanken machen als vorgefertigte Meinungen zu übernehmen.
Autor: David Hume
Titel: „Über den Freitod“
Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423345675
ISBN-13: 978-3423345675
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