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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Ulrich Beck: „Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter“

Am: | August 25, 2009

Ulrich Beck: "Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter"Ulrich Beck legt in seinem neuen Buch „Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter“ dar, dass die Globalisierung trotz all ihren negativen Tendenzen, die zu einer globalen Umverteilung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse und zu einer Vergrößerung der sozialen Kluft zwischen Arm und Reich geführt hat und weiter führt, dennoch auch die Möglichkeit zur Schaffung völlig neuer Allianzen bereitet hat.

Ohne die Globalisierung der Informationen durch Internet und Telekommunikationstechnik und die faktische Entmachtung der klassischen Nationalstaaten durch das „Meta-Machtspiel der Weltpolitik“, wie der Autor es nennt, wäre dieser neue Freiraum nicht denkbar.

Das 470 Seiten starke Buch verfolgt in acht langen Kapiteln die Absicht, die Lanze zu brechen für eine konsequent kosmopolitische Sichtweise bei der Annäherung an aktuelle und zukünftige Fragen der Politik. Losgelöst von den nationalstaatlichen Fesseln sind NGOs und andere international tätige Interessengruppen in der Lage, regional zu agieren und gleichzeitig global Einfluss zu nehmen. Im negativen Sinne bekommen wir diese Tatsache täglich vorgeführt durch die Terroranschläge extremistischer Splittergruppen an den Brennpunkten der Weltpolitik.

Das Buch des an der Universität München und der London School of Economics and Political Science lehrenden Soziologen ist zweifellos ein Fachbuch.

Die darin vertretenen Thesen könnten auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden, indem man eine einfachere Sprache verwendete und eine stärkere Betonung auf praktische Fallbeispiele legte; aber Becks Buch richtet sich an eine andere Zielgruppe. Für Politologen und Soziologen ist das Buch eine wahre Fundgrube an Fakten mit ausführlichen Fußnoten und einem 24-seitigen Literaturverzeichnis. Seltsamerweise hat der Autor (oder der Verlag?) jedoch darauf verzichtet, ein Sachregister anzulegen, das dem Leser die Arbeit mit dem Buch sicherlich erleichtern würde.

Nach der neoliberalen Revolution der 1990er Jahre und der auf wirtschaftlichem Erfolg in den westlichen Industrienationen basierenden Selbstlegitimierung der Globalisierung folgt nun in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise eine neue Phase globaler Neuorientierung.

Beck sieht in der derzeitigen Phase des Stillstands eine Chance für transnationale Organisationen, ihre in vielen Teilen der Welt gleichzeitig existierenden Interessen besser denn je vertreten zu können. Der Zerfall des alten Nationalstaaten-Systems und die kosmopolitische Orientierung von Wirtschaft, Politik und gesellschaftlichen Kräften könnten zu einer Neuordnung der Machtverhältnisse in der Welt führen, die einen echten Fortschritt im sozialen Sinne bedeutete.

Die Zukunft steht offen, und die angestrebte Neuordnung ist verhandelbar. An die Stelle der Nationalstaaten könnten verschiedene, von neuen Interessen getriebene Staatsformen treten: der ethische Staat, natürlich auch der neoliberale Staat, aber eben auch transnationalstaatliche Systeme wie z.B. die Europäische Union.

Kosmopolitismus und Multikulturalismus als zwei sich auf ihren Sicht- und Handlungsebenen ergänzende Formen des Universalismus könnten die Grundlage für diesen neuen Weg in die „Zweite Moderne“ schaffen. Davon ist Ulrich Beck überzeugt. Für ihn ist die Frage nach der Zukunft eine Frage der „Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter“.

 

Autor: Ulrich Beck
Titel: „Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter“
Broschiert: 472 Seiten
Verlag: Suhrkamp
ISBN-10: 3518460994
ISBN-13: 978-3518460993

 

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