Ulrich Horstmann: „Die Aufgabe der Literatur oder: Wie Schriftsteller lernten, das Verstummen zu überleben“
Am: | August 24, 2009
Was machen Schriftsteller, die nicht mehr schreiben? Wie leben und überleben sie nach ihrem freiwilligen, zufälligen oder erzwungenen Verstummen?
Schriftsteller wollen doch immer schreiben, denkt man. Doch das stimmt nicht immer. Es gibt auch Ausnahmen.
Ulrich Horstmann geht diesen Fragen nach und portraitiert in seinem Buch „Die Aufgabe der Literatur“ Autoren, die ganz bewusst den Weg ins literarische Schweigen gewählt haben oder ab einem bestimmten Punkt unter einer lebenslangen Schreibblockade gelitten haben.
Manchmal ist es der berüchtigte „writer’s block“, der die innere Stimme des Autors zum Verstummen bringt, aber es gibt auch Autoren, die nach der Vollendung eines Werkes erkennen: „So, jetzt ist alles gesagt, das genügt, mehr bekommt Ihr von mir nicht mehr zu lesen!“
Doch der Prozess des Verstummens kann auch schmerzlich empfunden werden und unfreiwillig sein: der Dichter, der plötzlich kein Gedicht mehr zustande bringt, Autoren, die an ihrem Nicht-Schreiben mindestens genau so leiden wie während des Schreibprozesses selbst.
Auf gut 230 Seiten berichtet Horstmann von Hölderlin, Rimbaud, Clare, Walser, Arno Schmidt, Beckett, Hildesheimer und einigen anderen Schriftstellerkollegen, die in der Literaturgeschichte eine Ausnahme bilden vom Regelfall des permanent produzierenden Schriftstellers als lebenslang sprudelnder Quelle literarischer Wässerchen und edler Tropfen.
Ein interessantes und lesenswertes Buch – nicht nur für Schriftsteller in der Schaffenskrise, sondern für alle Freunde der Literatur.
Autor: Ulrich Horstmann
Titel: „Die Aufgabe der Literatur – Wie Schriftsteller lernten, das Verstummen zu überleben“
Broschiert: 272 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt
ISBN-10: 3596183618
ISBN-13: 978-3596183616