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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Jörn Merkert (Hg.): „Klaus Staeck: Schöne Aussichten – Eine Retrospektive“

Am: | August 10, 2009

Jörn Merkert: "Klaus Staeck: Schöne Aussichten - Eine Retrospektive"Man sieht es ihm nicht an, aber Klaus Staeck ist über 70. Immer noch umspielt ein jungenhaftes Lächeln seinen Mund. Der Grafikdesigner, Karikaturist und Jurist machte vor allem in den 1970 und 1980er Jahren mit seinen politisch-satirischen und engagierten Grafiken Furore. Die bundesrepublikanischen Wahlkämpfe Schmidt/Strauss und Schmidt/Kohl, die Zeit der Nato-Doppelbeschlüsse und des Kalten Krieges, die Konsumgläubigkeit der BRD, aber auch der real-sozialistische Kleingeist in der DDR und der Sowjetunion waren Zielscheiben von Staecks politischen Plakaten und seinem beißendem Humor.

Seit 2006 ist Klaus Staeck Präsident der Akademie der Künste zu Berlin, ist weiterhin als Künstler aktiv und kann auf ein arbeitsreiches Leben als Künstler zurück blicken. Höchste Zeit also für eine große Retrospektive, die zurzeit von der Berlinischen Galerie veranstaltet wird und noch bis Ende August 2009 läuft.

Staecks Plakate wirken oft wie zufällig angefertigte oder schnell dahin geworfene Bilder, aber es steckt sehr viel Vorarbeit in diesen Werken. Immer wieder veränderte Staeck die Vorlagen und erst wenn die Collagen wirklich die Aussage auf den Punkt brachten, war er zufrieden mit einem Bild.

Der vorliegende Bildband wird durch einleitende und erläuternde Texte namhafter Autoren ergänzt, die das Werk Klaus Staecks in seinen einzelnen Aspekten würdigen. Staeck hat in seinem künstlerischen Werk neben Grafiken, Plakaten und Collagen sich vor allem auch der Fotografie gewidmet und auch einige interessante Objekte geschaffen.

Der Titel eines kurzen Beitrags von Gerhard Steidl am Ende des Buches lautet: „Before Photoshop“. Wenn man die in den 1970 und 1980er Jahren angefertigten Collagen betrachtet, kommt dem Betrachter aus heutiger Zeit unweigerlich der Gedanke: „Heute könnte man dies alles mit einer Bildbearbeitungs-Software wie Photoshop viel schneller und leichter machen…“, doch genau hierin liegt die Gefahr unserer Zeit: zu schnell und ohne nachzudenken, Dinge miteinander zu kombinieren und in Relation zueinander zu stellen.

Klaus Staeck brauchte für seine Plakate und Collagen nicht nur deshalb länger, weil die technischen Voraussetzungen digitaler Bildbearbeitung noch nicht zur Verfügung standen; sondern er brauchte auch deshalb länger, weil er sich eingehender mit Komposition und Bildaussage beschäftigen wollte.

Und so ist es nur folgerichtig, dass auch heute noch die Entwürfe als Handzeichnungen angefertigt werden, von einem Vorarbeiter als Reinzeichnung weiter verarbeitet werden und immer noch wie vor dreißig, vierzig Jahren in mehreren analogen Produktionsschritten bis zur endgültigen Version weiter entwickelt werden, die dann endlich in den Druck geht.

Der 190 Seiten starke Bildband aus dem Steidl-Verlag bietet eine hervorragende Einführung in Klaus Staecks Werk und gibt einen umfassenden Einblick in den Schaffensprozess des Künstlers.

 

Autor: Klaus Staeck, Jörn Merckert (Hg.)
Titel: „Klaus Staeck – Schöne Aussichten“
Broschiert: 189 Seiten
Verlag: Steidl
ISBN: 3865219799
EAN: 978-3865219794

 

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