Henryk M. Broder: „Hurra, wir kapitulieren! – Von der Lust am Einknicken“
Am: | Juli 6, 2009
Der Karikaturenstreit ist schon wieder vier Jahre her. In unserer Gesellschaft gehört es seit langem zum guten Ton, politisch korrekt zu sein und ethnische wie religiöse Minderheiten durch das eigene Verhalten nicht zu provozieren.
„Warum eigentlich?!“ fragt sich Henryk M. Broder in seinem Buch „Hurra, wir kapitulieren!“. Übertreiben wir es nicht mit unserem Gutmenschentum, und kapitulieren wir nicht vor den extremistischen Kräften der anderen Seite?
Basiert unsere Liberalität auf der Verinnerlichung des Grundsatzes der christlichen Nächstenliebe oder ist sie nur ein Ergebnis unserer Unsicherheit und eines aufgrund der schrecklichen Erfahrungen der deutschen Geschichte anerzogenen schlechten Gewissens, wenn es um die Auseinandersetzung mit Bürgern „mit Migrationshintergrund“ geht?
Henryk M. Broders Buch handelt von der ihm unverständlichen „Lust am Einknicken“, und wie immer polarisiert er das Publikum. Die einen halten ihn für einen Provokateur um der Provokation willen und werfen ihm eine unnötige Zuspitzung der öffentlichen Diskussion auf diametrale, kaum vereinbare Positionen vor; die anderen lieben genau das an seinen Aussagen: dass er einer der Wenigen im Lande ist, die sich noch trauen, die Dinge beim Namen zu nennen. – Mehr von Henryk M. Broder kann man übrigens in seinem Blog beim publizistischen Netzwerk „Die Achse des Guten“ lesen.
Broder schreibt gewohnt stilsicher und bringt die Problematik auf den Punkt. Gekonnt kombiniert er Fakten, stellt sie einander gegenüber und beleuchtet Zusammenhänge, die seine Hypothese festigen, dass wir es bei vielen der so genannten „Islamisten“ durchaus mit verbal wie physisch gewaltbereiten Menschen zu tun haben, die die Freiheiten usneres Landes für ihre Zwecke missbrauchen, die Gesetze missachten und sich wie die Axt im Walde benehmen.
Broder zeigt in seinem lakonisch-ironischen Text, wie weit es Europa mit seiner friedvollen „Appeasement-Politik“ gegenüber radikalen Kräften gebracht hat. Das christliche Abendland versucht seine kulturellen und moralischen Wertvorstellungen zu verteidigen, indem man den Weg der Toleranz gegenüber Andersdenkenden einschlägt.
Grundsätzlich ist dies eine begrüßenswerte Haltung in bester abendländischer Tradition. Wenn diese Freiheit jedoch von radikalen Kräften zur Durchsetzung ihrer Ziele missbraucht wird, wird das liberale Gewährenlassen zum Problem und letztlich zu einer Bedrohung der eigenen Kultur und Gesellschaft.
Der Autor liefert für diese falsche Haltung eine Vielzahl von Beispielen, hält den westlichen Demokratien in Europa den Spiegel vor und fragt, ob sich diese Politik des Friedens und der Toleranz wirklich bewährt. Nur weil man sich die Augen zuhält, verschwindet die Bedrohung nicht.
Das gesellschaftliche Klima in Europa verändert sich immer mehr, nicht nur in den Großstädten. Moralische und ethische Grundwerte werden durch eine kleine – allerdings rasant wachsende – Minderheit immer öfter in Frage gestellt oder offen abgelehnt und missachtet.
Wer sich noch nicht genug aufregt über „Ehrenmorde“, offen gelebte Unterdrückung von Frauen, Aggressionen gegenüber Nicht-Gläubigen und über gewaltbereite Fundamentalisten im eigenen Lande, der lese Henryk M. Broders Buch „Hurra, wir kapitulieren!“, um sich aufrütteln und zu einem aktiven Handeln motivieren zu lassen.
Wer immer nur einknickt, verliert die Gabe des aufrechten Ganges. Wie unsere Gesellschaft sich in Zukunft gestalten wird, hängt vom Verhalten eines jeden Einzelnen ab.
Autor: Henryk M. Broder
Titel: „Hurra, wir kapitulieren! – Von der Lust am Einknicken“
Broschiert: 173 Seiten
Verlag: Pantheon
ISBN: 3570550478
EAN: 978-3570550472
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