Werner Plumpe: „Gefährliche Rivalitäten — Wirtschaftskriege – Von den Anfängen der Globalisierung bis zu Trumps Deal-Politik“
Am: | Juni 3, 2025
Wirtschaft und Krieg – zwei Worte, die sich in der Geschichte nie ganz voneinander trennen ließen, auch wenn das ökonomische Zeitalter der Moderne immer wieder das Gegenteil zu suggerieren versuchte. Werner Plumpe, emeritierter Frankfurter Wirtschaftshistoriker, legt mit Gefährliche Rivalitäten ein Werk vor, das diese trügerische Trennung eindrucksvoll aufhebt. In einem Bogen, der sich von den ersten kolonialen Expansionen über die industriellen Weltwirtschaften bis hin zu Donald Trumps Zoll- und Deal-Politik spannt, erzählt er von den Spannungen, Überspannungen und Eskalationen, die entstehen, wenn ökonomische Konkurrenz nicht mehr als Spiel unter Gleichen verstanden wird, sondern als Nullsummenspiel um nationale Interessen.
„Rivalitäten sind der Normalzustand.“ — So lautet die Prämisse dieser interessanten Neuerscheinung. Der bekannte Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe begibt sich auf die Suche nach sich wiederholenden Mustern bei der Untersuchung historischer wirtschaftlicher Konflikte bis in unsere Gegenwart hinein. Er möchte „die historischen Linien dieser Wellenbewegung und die Muster“ nachzeichnen, die sich bei genauerer Betrachtung vergangener Rivalitäten erkennen lassen: vom „Umschlag von Rivalitäten in offenen Konflikt oder in eine zumindest zeitweilige Herausbildung geordneter Kooperationen“.
Denn nicht jeder Konflikt muss zwangsläufig in einen Wirtschafts- oder Handelskrieg führen. Je nachdem, wie die beteiligten Akteure auf den Konflikt reagieren, kann sich auch ein produktiver Wettbewerb entwickeln; ist ein wirtschaftlicher Konflikt jedoch eng mit politischem oder militärischem Dominanzstreben verknüpft, was leider häufig vorkam und vorkommt, so stehen die Zeichen auf Rot.
Besonders in der Gegenwart „kommt ökonomischen Gesichtspunkten eine überragende Bedeutung zu, da die wirtschaftlichen Handlungsspielräume der Regierungen in der Regel die politischen […] bestimmen.“ Aktuelles Beispiel ist die Deal-Politik der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump.
Doch bereits im 17. Jahrhundert verfolgten Regierungen im Sinne des Merkantilismus eine Strategie, die eigene Produktionskraft zu stärken und die Wirtschaftskraft anderer Länder (und Mitbewerber) zu schwächen; es ging und geht bis heute vor allem um die Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Dynamik. Jene Entwicklung widerspricht keineswegs den Grundideen einer globalisierten Welt, denn es geht zunächst nur um einen produktiven Wettbewerb inklusive des Zugriffs auf globale Ressourcen.
Aus einer „gesunden“ Rivalität wird erst dann ein ernsthafter Konflikt, wenn eine oder mehrere Parteien (Länder, Handelspartner) Maßnahmen der Abschottung und Handelseinschränkungen erwägen.
Werner Plumpe ist emeritierter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Frankfurt; er hat sich ein Forscherleben lang mit vielen Facetten der Wirtschaftsgeschichte befasst und ist daher in der glücklichen Lage, aus der Fülle des zur Verfügung stehenden Materials einige repräsentative Beispiele herauszusuchen und dem Lesepublikum in einer stringenten und die eigenen Thesen unterstützenden zu präsentieren.
Während der Lektüre dieses kenntnisreich und mit großer historischer Übersicht geschriebenen Buches, das bei aller Wissenschaftlichkeit (welche durch einen über sechzigseitigen Anhang bestätigt wird) trotzdem so spannend und unterhaltsam zu lesen ist wie ein Wirtschaftskrimi, werden die Leser eine Menge lernen über Wirtschaftskriege von den Anfängen der Globalisierung mit den spanischen Eroberern über die britisch-niederländischen Konflikte und den Rivalität zwischen Briten und Franzosen im 18. Jahrhundert, die Schutzzoll-Politik der USA und Englands im 19. Jahrhundert, die Pax Britannica, den Ersten und Zweiten Weltkrieg bis zu den aktuellen Rivalitäten zwischen den USA und China und Trumps Zoll-Politik.
Dem Autor geht es darum, „hinter der Vielzahl dieser Ereignisse und dem damit verbundenen historischen Wandel Muster zu erkennen“. Hierbei weist er ausdrücklich darauf hin, dass historisches Wissen, wie es hier vermittelt werden soll, zwar nicht in der Lage ist, „die derzeitigen Konflikte, ja ihre Zuspitzung in der kommenden Zeit“ aufzuhalten, „aber es kann die Aufmerksamkeit dafür erhöhen, was eine kurzfristige und unüberlegte Politik anrichten kann.“ — Des Autors Worte in Trumps Ohren!
Für uns Außenstehende und Mitbetroffene bleibt nur der Trost: „Dadurch [auch durch die Lektüre dieses erhellenden Buches!] lassen sich zwar keine zukünftigen Konflikte vorhersagen, doch trägt das Nachvollziehen von Mustern dazu bei, diese Konflikte besser zu verstehen.“
Autor: Werner Plumpe
Titel: „Gefährliche Rivalitäten — Wirtschaftskriege – Von den Anfängen der Globalisierung bis zu Trumps Deal-Politik“
Herausgeber: Rowohlt Berlin
Seitenzahl: 320 Seiten
ISBN-10: 3737102163
ISBN-13: 978-3737102162
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