Martin Korenjak: „Latein – Porträt einer Weltsprache“
Am: | April 15, 2025
Martin Korenjaks Buch Latein – Porträt einer Weltsprache bietet eine prägnante und fundierte Darstellung der lateinischen Sprache und ihrer herausragenden Rolle in der europäischen Kulturgeschichte. In sechs Kapiteln – Sprache, Literatur, Recht, Religion, Wissenschaft und einem abschließenden Ausblick – zeichnet Korenjak die Entwicklung des Lateinischen von seinen Ursprüngen bis in die Gegenwart nach.
Korenjak beginnt mit der Entstehung des Lateinischen im antiken Rom und verfolgt dessen Ausbreitung im Römischen Reich. Er beleuchtet die Transformation des Lateinischen von einer regionalen Sprache zur lingua franca Europas, die über Jahrhunderte hinweg in Verwaltung, Recht, Religion und Wissenschaft dominierte. Besonderes Augenmerk legt er auf die Rolle des Lateinischen in der Verbreitung des Christentums und dessen Funktion als Wissenschaftssprache bis ins 19. Jahrhundert. Im abschließenden Ausblick diskutiert Korenjak die heutige Bedeutung des Lateinischen und plädiert für dessen Erhalt als Schlüssel zum kulturellen Erbe Europas.
Der Autor betont, dass Latein nicht nur eine imperiale Verwaltungssprache war, sondern sich zu einer übernationalen Kultursprache entwickelte, die verschiedene Völker und Kulturen verband. Die Sprache wurde nicht nur in der Verwaltung und im Militär verwendet, sondern auch in Bildung und Rechtsprechung. Durch die Einführung lateinischer Schulen und die Verbreitung lateinischer Literatur wurde ein gemeinsamer kultureller Raum geschaffen, der den Austausch von Ideen und Wissen über regionale Grenzen hinweg ermöglichte. Korenjak zeigt, dass diese sprachliche Einheit eine frühe Form der Globalisierung darstellte, die den Grundstein für die spätere europäische Identität legte.
Latein spielte ebenso eine entscheidende Rolle in der Verbreitung des Christentums, da zentrale religiöse Texte und Liturgien in dieser Sprache verfasst wurden. Die Verbreitung des Christentums wäre ohne das Lateinische in seiner damaligen Form kaum denkbar gewesen. Zentrale Texte wie die Vulgata, die lateinische Bibelübersetzung, ermöglichten eine einheitliche Lehre und Liturgie im gesamten christlichen Europa. Latein wurde zur Sprache der Theologie, der Kirchenväter und der kirchlichen Verwaltung. Diese sprachliche Einheit trug maßgeblich zur Festigung und Ausbreitung des Christentums bei und schuf eine gemeinsame religiöse Identität über ethnische und regionale Unterschiede hinweg.
Auch in der Wissenschaft war Latein – als lingua franca – über Jahrhunderte hinweg die dominierende Sprache. Von der Scholastik des Mittelalters bis zur Aufklärung verfassten Gelehrte ihre Werke in Latein, um eine möglichst breite Leserschaft zu erreichen. Beispiele hierfür sind die Werke von Kopernikus, Newton und Linné, die ihre bahnbrechenden Erkenntnisse in Latein publizierten. Diese Praxis ermöglichte einen internationalen wissenschaftlichen Diskurs und trug zur schnellen Verbreitung neuer Ideen bei.
Aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfend und überzeugt von der Bedeutung der Weltsprache Latein für das Verständnis des europäischen kulturellen Erbes, unterstreicht Martin Korenjak den Nutzen einer intensiven Beschäftigung mit dieser antiken Sprache auch für die heutige Zeit. Ein grundlegendes Verständnis unseres kulturellen Erbes ist nach seiner Ansicht nur möglich, wenn Latein als Unterrichtsfach in unserem Bildungssystem dauerhaft erhalten bleibt.
Martin Korenjak lehrt als Professor für Klassische Philologie an der Universität Innsbruck; er ist ein international renommierter Forscher auf dem Gebiet des Neulateinischen. Sein Buch „Latein – Porträt einer Weltsprache“ erscheint in der Reihe C. H. Beck Wissen und bietet eine fundierte und zugleich zugängliche Darstellung der Bedeutung des Lateinischen in der europäischen Geschichte. Durch die Verbindung von sprachhistorischer Analyse und kulturgeschichtlichem Kontext gelingt es dem Autor, die Relevanz des Lateinischen für verschiedene Bereiche wie Religion, Recht und Wissenschaft aufzuzeigen.
Das leicht verständlich geschriebene und informative Buch eignet sich besonders für Leserinnen und Leser, die sich für die Rolle von Sprache in der Geschichte interessieren, sowie für Studierende und Lehrende der Geisteswissenschaften. Es liefert wertvolle Einsichten in die Entwicklung Europas und unterstreicht die Bedeutung des Lateinischen als Schlüssel zum kulturellen Erbe.
Autor: Martin Korenjak
Titel: „Latein – Porträt einer Weltsprache“
Herausgeber: C.H.Beck
Taschenbuch: 128 Seiten
ISBN-10: 3406831966
ISBN-13: 978-3406831966
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