Dieter A. Binder: „Die Freimaurer“
Am: | Mai 11, 2009
Während diese Buchkritik geschrieben wird, steht der Kinostart der Verfilmung des Dan Brown-Bestsellers „Illuminati“ unmittelbar bevor.
1776 gründete Adam Weishaupt den Geheimbund der Illuminaten als Gegengewicht zu den jesuitischen Einflüssen an den Universitäten und als Antwort auf den starken Einfluss der Rosenkreuzer, die ein spiritistischer Orden innerhalb der Freimauer waren. Die Verbindungen zwischen Freimaurern und Illuminaten wurden immer wieder gezogen, und beide Geheimbünde waren seit jeher eine wahre Fundgrube für Leute, die einen Hang zu Verschwörungstheorien haben.
Was liegt da näher, als pünktlich zum Kinostart dieses Thrillers dem interessierten Laien ein informatives kleines Büchlein zu empfehlen, das Licht ins Dunkel bringt und die Geschichte, den Mythos und die Symbole der Freimaurerei leicht verständlich erklärt.
Dieses Buch hat Dieter A. Binder geschrieben und im Marixverlag veröffentlicht. Binder ist Historiker und lehrt an Universitäten in Graz und Budepest.
Auf knapp 192 Seiten erfährt man wirklich alles über den Geheimbund der Freimaurer, über die Entstehung der Logen und die Hintergründe der Rituale. Der Autor schreibt in einer leicht verständlichen Sprache und vermeidet es bewusst, zu sehr ins Detail zu gehen.
Die Freimaurer entstanden im 18. Jahrhundert als ein Freundschaftbund. Gegründet 1711 in London, wurden die Zusammenkünfte der Freimaurer schnell zu einem Forum sowohl für die alten Eliten als auch für das aufstrebende neue Bürgertum.
Wenn wir die Freimaurer aus unserer heutigen Sicht betrachten, so handelt es sich bei ihnen um eine klassische Form von Sozialem Netzwerk: Menschen mit identischen Interessen unterwerfen sich bestimmten Ritualen, um im kommunikativen Austausch voneinander zu profitieren.
Kurt Tucholsky war auch ein Freimaurer. Er nannte den Geheimbund jedoch ironisch einen „lendenlahmen Synagogenersatz“. Das klingt fast nach Groucho Marx, der keinem Club angehören wollte, der Leute wie ihn aufnehmen würde.
Sehr gelungen und übersichtlich ist das Glossar im Anhang, das fast 40 Seiten umfasst. Hier kann man schnell die wichtigsten Begriffe nachschlagem, die im Text immer wieder auftauchen und für den nicht eingeweihten Laien manchmal fremd wirken.
Das kleine und sehr informative Büchlein liest sich gut, hat aber leider einen Nachteil. Es gibt außer dem Cover im ganzen Buch lediglich fünf Abbildungen. Ansonsten keine Fotos, keine Illustrationen. Das ist jammerschade; denn die Faszination von Geheimbünden lebt ja nicht zuletzt gerade auch von Symbolen und Bildern.
Allerdings macht der unglaublich günstige Preis (für ein Hardcover-Buch!) alle Zweifel wett, ob man sich dieses Buch kaufen sollte. Wer sich für Freimaurerei und deren Hintergründe interessiert, hat mit diesem Buch eine leicht verständliche, kompetente und sehr preisgünstige Lektüre.
Autor: Dieter A. Binder
Titel: „Die Freimaurer“
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Marixverlag
ISBN: 3865399487
EAN: 978-3865399489
Tags: freimaurer > freimaurerei > geheimbund > Geschichte > logen > Philosophie > soziologie