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Ian Mortimer: „Im Rausch des Vergnügens — Eine Reise in das England von Jane Austen und Lord Byron“

Am: | Juni 27, 2024

Willkommen in der Regency-Zeit, einer Epoche voller Eleganz, Romantik und Wandel, die das frühe 19. Jahrhundert in England prägte. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Kutschen die Straßen durchquerten, elegante Ballsäle zum Leben erwachten und neue Ideen und Erfindungen die Gesellschaft veränderten.

Der englische Historiker Ian Mortimer gilt als einer der erfolgreichsten britischen Autoren und als Spezialist für die Zeit des Mittelalters; in seinen Sachbüchern und historischen Romanen erweckt er die Vergangenheit zum Leben und verknüpft auf unterhaltsame Weise historische Fakten mit einer anschaulichen Sprache und lebendigen Darstellungen.

In seinem letzten Buch („Im Rausch des Vergnügens“), das als Hardcover 2022 und jetzt als Taschenbuch-Ausgabe erschienen ist, widmet sich Mortimer der Zeit des Regency, also des frühen 19. Jahrhunderts. Begleiten Sie den Autor auf seiner Reise in das England von Jane Austen und Lord Byron, in eine Ära, die so lebendig ist, dass Sie die Seide der Kleider rascheln hören und den Duft von frischen Blumen in den üppigen Gärten spüren können.

Die Regency-Zeit erstreckte sich von 1811 bis 1820, als King George III. wegen seiner psychischen Erkrankung als regierungsunfähig erklärt wurde und sein Sohn, der spätere King George IV., als Prinzregent fungierte. Diese Periode ist geprägt von einer einzigartigen Mischung aus gesellschaftlichem Glanz und wirtschaftlichen Herausforderungen, kultureller Blüte und politischem Umbruch.

Beginnen wir unsere Zeitreise in einem der prächtigen Landsitze, wie sie Jane Austen in ihren Romanen oft beschrieb. Stellen Sie sich Pemberley vor, das imposante Anwesen von Mr. Darcy aus „Stolz und Vorurteil“. Solche Häuser waren nicht nur Symbole des Reichtums und des gesellschaftlichen Status, sondern auch Zentren des sozialen Lebens. Große Empfangsräume mit hohen Decken und aufwendigen Dekorationen dienten als Kulissen für Bälle und Empfänge, wo Damen in prächtigen Kleidern und Herren in eleganten Fräcken sich zu Musik und Tanz trafen. Das strenge Protokoll und die feinen Manieren dieser Veranstaltungen vermittelten eine Aura von Anmut und Perfektion, die jedoch oft durch subtile soziale Spannungen und romantische Intrigen belebt wurde.

Die Rolle der Frauen in der Regency-Zeit war komplex und faszinierend. Während sie in vielen Bereichen der Gesellschaft eingeschränkt waren, fanden sie dennoch Wege, Einfluss und Macht auszuüben. Ein Beispiel dafür ist Jane Austen selbst, deren scharfsinnige Beobachtungen und lebendige Erzählungen die Herzen und Köpfe der Leser bis heute erobern. Ihre Romane boten einen tiefen Einblick in das Leben und die Sorgen der Frauen ihrer Zeit, von den Herausforderungen der Eheschließung bis hin zur Bedeutung von sozialem Status und wirtschaftlicher Sicherheit.

Ein typischer Tag im Leben einer Dame könnte mit einem ausgedehnten Frühstück beginnen, gefolgt von Spaziergängen im Garten oder Besuchen bei Freundinnen. Am Nachmittag standen oft Lesungen oder Näharbeiten auf dem Programm, bevor man sich für den Abend vorbereitete. Der Höhepunkt des Tages könnte ein Dinner oder ein Ball sein, wo die neuesten Modetrends und gesellschaftlichen Nachrichten ausgetauscht wurden. Die Mode spielte eine zentrale Rolle, wobei Empire-Kleider mit hoher Taille und fließenden Stoffen die Silhouette bestimmten und für eine anmutige, aber dennoch natürliche Erscheinung sorgten.

Doch die Regency-Zeit war nicht nur für die Oberschicht bunt, aufregend und neu. Auch das alltägliche Leben der einfachen Leute war im Wandel begriffen. Die Industrialisierung begann, die Landschaft Englands zu verändern, und mit ihr kamen neue Arbeitsmöglichkeiten und soziale Herausforderungen. Fabriken und neue Technologien revolutionierten die Produktion, während Städte wie London und Manchester wuchsen und florierten. Doch dieser Fortschritt hatte auch seine Schattenseiten. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren oft hart und gefährlich, und die Armut in den überfüllten Städten war weit verbreitet.

Ein weiteres faszinierendes Element dieser Zeit war die aufkommende literarische und kulturelle Bewegung, die von Persönlichkeiten wie Lord Byron und Percy Bysshe Shelley geprägt wurde. Diese Romantiker brachen mit den Konventionen und drückten ihre Gefühle und Gedanken in einer Weise aus, die sowohl leidenschaftlich als auch revolutionär war. Lord Byron, berühmt für seine schillernde Persönlichkeit und seine fesselnden Gedichte, verkörperte den rebellischen Geist dieser Ära. Seine Werke spiegelten nicht zuletzt die Sehnsucht nach Freiheit und die Schönheit der Natur wider, die viele Menschen dieser Zeit bewegte.

Auch die Architektur und Kunst dieser Zeit reflektierten den Geist der Regency. Die klassizistischen Gebäude, inspiriert von der antiken griechischen und römischen Architektur, prägten das Stadtbild. Ein prominentes Beispiel ist das Royal Pavilion in Brighton, ein extravagantes Gebäude, das orientalische und gotische Elemente in einer exotischen Mischung vereint und das hedonistische Leben des Prinzregenten widerspiegelt. Die Malerei dieser Zeit, vertreten durch Künstler wie John Constable und J. M. W. Turner, brachte die Schönheit und Dramatik der englischen Landschaft auf die Leinwand und beeinflusste die Kunstwelt nachhaltig.

Die Regency-Zeit war auch eine Ära des Reisens und der Entdeckungen. Die Verbesserung der Transportmittel, wie die Einführung der ersten Dampfschiffe und die Entwicklung des Eisenbahnnetzes, machte das Reisen schneller und bequemer. Dies ermöglichte es den Menschen, neue Orte zu erkunden und Erfahrungen zu sammeln, die zuvor unerreichbar waren. Diese neuen Möglichkeiten des Reisens förderten den kulturellen Austausch und bereicherten das Leben der Menschen auf vielfältige Weise.

Abseits der gesellschaftlichen und kulturellen Glanzlichter gab es auch bedeutende wissenschaftliche Fortschritte. Die Arbeiten von Persönlichkeiten wie Sir Humphry Davy und Michael Faraday legten den Grundstein für viele moderne Technologien. Davy’s Erfindung der Sicherheitslampe revolutionierte den Bergbau, während Faradays Experimente mit Elektrizität die Grundlage für die moderne Elektrotechnik bildeten.

Die Regency-Zeit war eine Ära der Kontraste und Übergänge, eine Zeit, in der Tradition und Fortschritt aufeinanderprallten und eine dynamische, vielschichtige Gesellschaft hervorbrachten. Die Literatur, Mode, Architektur und die sozialen Strukturen dieser Zeit haben uns ein reiches Erbe hinterlassen, das bis heute fasziniert und inspiriert.

Wenn wir uns Jane Austens Romane oder Lord Byrons Gedichte zu Gemüte führen, können wir einen Hauch dieser fesselnden Ära spüren, die uns in eine Welt entführt, in der Anmut, Leidenschaft und Veränderung die Bühne beherrschten. Am besten liest man jene englischen Klassiker als unterhaltsames „Begleitmaterial“ zu diesem wunderschön geschriebenen und mit unzähligen Anekdoten gespickten Sachbuch über das Leben in der Regency-Zeit von Ian Mortimer.

„Im Rausch des Vergnügens“ lässt uns einen Blick in das Leben der Menschen im frühen 19. Jahrhundert werfen und ihre Freuden und Sorgen, ihre Errungenschaften und Herausforderungen erleben. Es war eine Zeit, die das Fundament für das moderne England legte und uns auch weit über Englands Grenzen hinaus viele Geschichten und Schätze hinterließ, die noch immer in unseren Herzen und Köpfen nachhallen.

Ian Mortimer hat uns mit einem alltagstauglichen Reiseführer in die Regency-Zeit beschenkt, und es ist jetzt die beste Zeit, sich an seiner Seite auf die abenteuerliche und faszinierende Reise in das England vor 200 Jahren zu begeben.

 

 

Autor: Ian Mortimer
Titel: „Im Rausch des Vergnügens — Eine Reise in das England von Jane Austen und Lord Byron“
Herausgeber: Piper Taschenbuch
Taschenbuch: 496 Seiten
ISBN-10: 3492320953
ISBN-13: 978-3492320955

 

Kategorie: Geschichte, Kultur und Gesellschaft
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