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Emmeline Pankhurst: „Suffragette — Die Geschichte meines Lebens“

Am: | Juni 18, 2024

Emmeline Pankhurst (1858–1928) war eine herausragende Persönlichkeit der englischen Frauenbewegung und eine zentrale Figur im Kampf um das Frauenwahlrecht. Geboren in Manchester in eine politisch engagierte Familie, wurde sie früh mit sozialen und politischen Themen konfrontiert. Ihre Mutter nahm sie bereits als Kind zu Frauenversammlungen mit, was ihr Interesse an der Frauenbewegung weckte.

In der Buchreihe Steidl Pocket ist nun die Neuauflage der Memoiren von Emmeline Pankhurst in der deutschen Übersetzung von Agnes S. Fabian und Hellmut Roemer erschienen. Unter dem Titel My Own Story bzw. Mrs. Pankhurst´s Own Story erschien das englische Original im Jahr 1914 kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Es handelt sich weniger um eine Autobiographie als um eine Rechtfertigung für den (militanten) Kampf der Frauen — genauer: der Suffragetten — für Gleichberechtigung. Die Autorin geht eher nur marginal auf ihre eigenen Lebensdaten ein, sondern verknüpft ihr Leben und Werk stets mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer Zeit. Auf diese Weise bekommen die Leser einen tiefen und faszinierenden Einblick in die Anfänge der Frauenbewegung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

1889 gründete Pankhurst gemeinsam mit ihrem Ehemann Richard die „Women’s Franchise League“, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzte. Nach dem Tod ihres Mannes 1898 wurde Emmeline zunehmend radikaler in ihren Methoden. 1903 gründete sie die „Women’s Social and Political Union“ (WSPU), eine Organisation, die bald für ihre militanten Aktionen bekannt wurde. Ihr Motto „Taten statt Worte“ spiegelte ihre Entschlossenheit wider, durch direkte Aktionen auf die Ungerechtigkeit der fehlenden Frauenrechte aufmerksam zu machen.

Unter Pankhursts Führung führte die WSPU zahlreiche spektakuläre Aktionen durch. Eine der bekanntesten war die Beteiligung ihrer Tochter, Christabel Pankhurst, und Annie Kenney im Jahr 1905 an einer öffentlichen Versammlung in Manchester, bei der sie den Politiker Sir Edward Grey unterbrachen, um ihn zum Frauenwahlrecht zu befragen. Als sie sich weigerten zu gehen, wurden sie verhaftet, was nationale Aufmerksamkeit erregte und die Bewegung in den Fokus der Öffentlichkeit rückte.

Eine weitere bedeutende Aktion war der „Schwarze Freitag“ im November 1910, als Pankhurst und 300 Frauen zum Parlament marschierten, um gegen die Blockade des Wahlrechtsgesetzes zu protestieren. Diese Demonstration endete in Gewalt und vielen Verhaftungen. Pankhurst selbst wurde mehrfach inhaftiert und trat oft in den Hungerstreik, um auf die Missstände im Gefängnis aufmerksam zu machen. Die Behörden antworteten mit der brutalen Zwangsernährung, was öffentlichen Sympathien für die Sache der Suffragetten schürte.

Ein besonders dramatischer Moment war der Tod von Emily Davison, einer WSPU-Aktivistin, die sich 1913 beim Epsom Derby vor das Pferd des Königs warf. Obwohl Pankhurst nicht direkt an dieser Aktion beteiligt war, nutzte sie die mediale Aufmerksamkeit, um die Forderungen der Suffragetten weiter voranzutreiben.

Der Erste Weltkrieg brachte einen Wendepunkt. Pankhurst setzte die Kampagne vorübergehend aus und unterstützte die Kriegsanstrengungen, was zu einem Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung führte. Ihr Engagement trug dazu bei, dass Frauen 1918 teilweise das Wahlrecht erhielten.

Emmeline Pankhurst starb 1928, kurz bevor das Frauenwahlrecht vollständig gleichgestellt wurde. Ihr Leben und ihr Engagement hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die britische Gesellschaft. Sie inspirierte zukünftige Generationen von Frauen, für ihre Rechte zu kämpfen, und hinterließ ein Vermächtnis des Mutes und der Entschlossenheit, das bis heute nachhallt.

Die Suffragetten-Bewegung in England war eine zentrale Kraft im Kampf um das Frauenwahlrecht zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Bewegung entstand aus der breiteren Frauenrechtsbewegung des 19. Jahrhunderts, als Frauen begannen, ihre Rechte auf Bildung, Arbeit und politische Teilhabe einzufordern. Die Suffragetten, insbesondere bekannt durch die Organisation „Women’s Social and Political Union“ (WSPU), die 1903 von Emmeline Pankhurst und ihren Töchtern gegründet wurde, unterschieden sich durch ihre radikalen Methoden deutlich von friedlicheren Befürwortern der Frauenbewegung.

Die Suffragetten setzten auf direkte Aktionen und zivilen Ungehorsam, um Aufmerksamkeit für ihre Sache zu erregen. Zu ihren Taktiken gehörten Protestmärsche, Hungerstreiks, das Anketten an Gebäude, und manchmal auch die Zerstörung von Eigentum, wie das Einschlagen von Fensterscheiben oder das Legen kleinerer Brände. Diese militanten Methoden wurden aus der Überzeugung heraus angewendet, dass friedliche Proteste und Petitionen nicht ausreichten, um das nötige Gehör bei der Regierung zu finden.

Ein zentraler Moment der Bewegung war der Tod von Emily Davison, die sich 1913 beim Epsom Derby vor das Pferd von König Georg V. warf. Ihr Tod schockierte die Öffentlichkeit und brachte das Thema des Frauenwahlrechts ins nationale Bewusstsein. Die Reaktionen auf die Aktionen der Suffragetten waren gemischt. Während einige die Bewegung unterstützten und ihre Ziele begrüßten, sahen andere in den radikalen Taktiken einen Beweis für die Unfähigkeit von Frauen, verantwortungsvoll am politischen Leben teilzunehmen.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 markierte einen Wendepunkt. Viele Suffragetten stellten ihre Kampagne ein, um die Kriegsanstrengungen zu unterstützen. Diese patriotische Haltung führte zu einem Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung und in der Haltung der Regierung gegenüber den Frauenrechten. Frauen übernahmen während des Krieges viele Rollen, die traditionell Männern vorbehalten waren, und bewiesen so ihre Fähigkeit und ihren Anspruch auf politische Gleichberechtigung.

1918 verabschiedete das britische Parlament den Representation of the People Act, der Frauen über 30 Jahren das Wahlrecht gewährte, sofern sie bestimmte Besitzkriterien erfüllten. Dies war ein bedeutender Erfolg für die Suffragetten-Bewegung, auch wenn das Wahlrecht für Frauen erst 1928 auf gleiche Bedingungen wie für Männer ausgedehnt wurde.

Die Suffragetten haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die britische Gesellschaft und die Frauenrechtsbewegung weltweit hinterlassen. Ihr Engagement und ihre Opferbereitschaft spielten eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung des Frauenwahlrechts und inspirierten zukünftige Generationen von Aktivistinnen, sich für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit einzusetzen.

Emmeline Pankhurst war mit ihren Töchtern nicht nur die Begründerin der Suffragetten-Bewegung, sondern zählte ohne Zweifel auch zu ihren wichtigsten Akteuren. In diesem Buch können wir erfahren, wie sie im Alter von 55 Jahren auf ihr bisheriges Leben und auf diese politisch aktive Zeit zurückblickt. „Suffragette — Die Geschichte meines Lebens“ ist die packende und spannend erzählte Geschichte der englischen Frauenbewegung aus erster Hand.

 

 

 

 

 

Autor: Emmeline Pankhurst
Titel: „Suffragette — Die Geschichte meines Lebens“
Herausgeber: ‎Steidl Verlag
Taschenbuch: 336 Seiten
ISBN-10: 3969992680
ISBN-13: 978-3969992685

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