Maria Leitner: „Hotel Amerika“
Am: | Mai 28, 2024
„Sie hat mehr von der Welt gesehen als die meisten Frauen ihrer Zeit“, schreibt Katharina Prager in ihrem lesenswerten Nachwort über die deutsche Schriftstellerin Maria Leitner (1892-1942).
Maria Leitner war eine bemerkenswerte deutsche Schriftstellerin und Journalistin, die 1892 in Varaždin, Österreich-Ungarn, geboren wurde. Sie war bekannt für ihre sozialkritischen Werke und Reportagen, die sie vor allem in den 1920er und 1930er Jahren verfasste. Leitner begann ihre Karriere als Journalistin und reiste viel, was ihr die Möglichkeit gab, die sozialen und politischen Verhältnisse in verschiedenen Ländern aus nächster Nähe zu beobachten und darüber zu berichten.
Leitner schrieb in der Weimarer Republik viel für liberale und moderne Zeitschriften; sie galt als eine „Pionierin der investigativen Sozialreportage“. Im Auftrag jener Zeitschriften unternahm sie ausgedehnte Reisen nach Nord-, Mittel und Südamerika; sie schrieb Reportagen, Essays und auch eine Reihe von erfolgreichen Romanen. Dass Maria Leitner zu den bedeutenden Intellektuellen der Weimarer Republik zählte, beweist auch der Umstand, dass die Nationalsozialisten ihre Bücher sofort nach der Machtergreifung 1933 auf die „Listen schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ setzten. „Hotel Amerika“ landete als eines der ersten Bücher auf dem Scheiterhaufen der Bücherverbrennung im Frühjahr 1933.
Vor der Verfolgung durch die Nazis flüchtete Maria Leitner ins Exil nach Frankreich; es war nicht das erste Mal, dass sie ins Exil ging: Bereits 1919 floh die damals 27jährige aus Ungarn, nachdem die dortige Räterepublik nach wenigen Monaten zusammenbrach. In Deutschland fand sie vorläufig ein neues Zuhause, bis Hitler an die Macht kam.
Doch auch das Exil in Frankreich bot Maria Leitner nur vorübergehenden Aufenthalt. Als die deutsche Wehrmacht 1940 Frankreich überfiel, wurde Maria Leitner in das Camp de Gurs deportiert, welches nördlich der Pyrenäen lag und aufgrund seiner schlechten hygienischen Bedingungen berüchtigt war.
Zusammen mit einigen anderen Frauen gelang ihr die Flucht nach Toulouse und weiter nach Marseille. Seit 1938 hatte sie sich wiederholt an die American Guild for German Cultural Freedom in New York gewandt mit der Bitte um Hilfe, um Unterstützung finanzieller Art und vor allem um ein Arbeitsstipendium, welches ihr die Ausreise in die USA ermöglicht hätte. Anna Seghers und Oskar Maria Graf setzten sich wiederholt für sie ein, aber ohne Erfolg.
Auch das Rescue Committee und die Gruppe um den Amerikaner Varian Fry, der Hunderten von Emigranten die lebensrettende Flucht nach Amerika ermöglichte, haben Maria Leitner nicht geholfen. Die Vermutung liegt nahe, dass gerade für das Rescue Committee die Rettung einer bekennend linken Autorin, die zeitlebens der Kommunistischen Partei nahestand, problematisch war. Maria Leitner lebte versteckt in Marseille. Als auch im Spätherbst 1941 erneut ein Visumsantrag abgelehnt wurde, bekam sie einen Nervenzusammenbruch und wurde in die Psychiatrie eingeliefert. Dort starb sie ein halbes Jahr später am 14. März 1942; als Todesursache war in jenem dem Vichy-Regime unterstellten Krankenhaus „cachexie avec carence“ angegeben: extreme Abmagerung mit Mangelerscheinungen.
Maria Leitner war eine bemerkenswerte deutsche Schriftstellerin und Journalistin, die 1892 in Varaždin (Österreich-Ungarn) geboren wurde. Sie war bekannt für ihre sozialkritischen Werke und Reportagen, die sie vor allem in den 1920er und 1930er Jahren verfasste. Leitner begann ihre Karriere als Journalistin und reiste viel, was ihr die Möglichkeit gab, die sozialen und politischen Verhältnisse in verschiedenen Ländern aus nächster Nähe zu beobachten und darüber zu berichten.
Ihre bekanntesten Werke sind Reportagen und Romane, die das Leben der Arbeiterklasse und die Auswirkungen des Kapitalismus aufzeigen. Eines ihrer bedeutendsten Werke ist der jetzt vom Reclam-Verlag neu aufgelegte Roman „Hotel Amerika“, in dem sie das harte Leben der Bediensteten in den luxuriösen Hotels der USA schildert. Ihre präzise und eindringliche Sprache half, die Ungerechtigkeiten und sozialen Missstände jener Zeit sichtbar zu machen.
Maria Leitner gehörte zu den erfolgreichsten Autorinnen der Weimarer Republik; heute wird ihr Name in diesem Zusammenhang eher selten genannt. Die aktuelle Neuauflage ihres erfolgreichsten Romans „Hotel Amerika“ bei Reclam dürfte das ändern. Seien Sie bereit für die Wiederentdeckung einer deutschsprachigen Schriftstellerin, die aus Österreich-Ungarn stammte und in ihrem bewegten und von Verfolgungen geprägten Leben die Welt bereiste; einer Schriftstellerin, die sozialkritische Reportagen und spannende Romane schrieb: in einem schnörkellosen und temporeichen Stil, der heute noch genauso modern klingt wie vor knapp hundert Jahren.
Autor: Maria Leitner
Titel: „Hotel Amerika“
Herausgeber: Reclam
Gebundene Ausgabe: 255 Seiten
ISBN-10: 3150114764
ISBN-13: 978-3150114766
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