Rebekka Reinhard: „Die Zentrale der Zuständigkeiten — 20 Überlebensstrategien für Frauen zwischen Wollen, Sollen und Müssen“
Am: | Juli 13, 2022
Die Philosophin Rebekka Reinhard ist seit Langem eine wichtige Größe im öffentlichen Diskurs, wenn es um Fragen der praktischen Philosophie, der Lebensgestaltung und — nicht zuletzt — der Gleichberechtigung und Gendergerechtigkeit.
Bereits vor sieben Jahren hat sich die Autorin mit ihrem Buch „Kleine Philosophie der Macht (nur für Frauen)“ ausführlich und erfrischend undogmatisch mit den Problemen auf dem Weg zu einer gendergerechteren Gesellschaft beschäftigt und kreative Lösungen entwickelt.
Ihr neues Buch nähert sich nun noch weiter dem (weiblichen) Objekt ihres philosophischen Interesses und identifiziert die Frau als „Die Zentrale der Zuständigkeiten“ für alles, was Familie, Beruf und Leben betrifft: von A wie „Abwasch“ bis Z wie „Zimmerpflanzen“.
In gewohnt lockerem Plauderstil kommt die Autorin schnell zu den zentralen Fragen: Wer macht die Frauen eigentlich zu dieser zentralen Zuständigkeits-Instanz? Sind es nicht in erster Linie die Frauen selbst, die sich diesen Hut aufsetzen?!
Gleich zu Beginn spricht die Autorin ihre Leserin explizit an — und sie verspricht viel:
„Dieses Buch liefert dir zwanzig Überlebensstrategien für die Herausforderungen deines Hardcore-Alltags und ermutigt dich zur Verwirklichung deiner Träume. Bist du wütend? Wünschst du dir mehr Leichtigkeit? Hast du große Lust, dich endlich mehr selbst zu achten und zu lieben? Dann erlöse dich aus der zwanghaften Selbstüberwachung und öffne dich der Solidarität mit anderen — ich unterstütze dich dabei.“
Rebekka Reinhard wendet sich direkt an die Leserin, wie eine beste Freundin oder wie eine ältere Schwester, die weiß, wie der Hase läuft, und der Jüngeren zeigt, welche Dinge im Leben wichtig sind und welche nicht.
Zugegeben, das hört sich — zumindest in dieser knappen Schilderung — sehr nach einem Selbsthilfebuch an, wie sie seit Jahrzehnten die Regale der Buchhandlungen füllen. Scheinbar wird auch in diesem Buch das uralte Schwarz-Weiß-Bild von einer Welt gemalt, die „abgrundtief böse“ ist, während man (pardon: frau) selbst reinen Herzens ist und „es doch nur gut meint“ etc. pp. — Die Lösung liegt natürlich in einem engen Freundeskreis von Vertrauten und Gleichgesinnten, mit denen man dem bösen Alltag Paroli bieten und sich auf seine kleine Rettungsinsel im tosenden Meer der Unannehmlichkeiten zurückziehen kann.
Aber zum Glück ist Rebekka Reinhards Anleitung zum Glücklichsein ganz anders! Auch in diesem Buch spürt man in jedem Satz die Kraft und Leidenschaft, mit der sie ihr Thema behandelt und für die lesende Laienschaft verständlich macht. Das ist toll und lobenswert, gerade weil es nicht viele Philosophinnen auf dem aktuellen Buchmarkt gibt, die in der Lage sind, komplexe (philosophische) Probleme in verständliche Worte zu kleiden. Allerdings hat Rebekka Reinhard mit der Stellung der Frau in unserer Gesellschaft auch ein sehr praxisnahes „Brot-und-Butter“-Thema gewählt, das uns alle angeht.
Zwanzig Überlebensstrategien für Frauen, die sich mit ihrem Hang zum Perfektionismus und ihrer zwanghaften Selbstkontrolle ständig selbst überfordern. Auch das klingt zunächst nach einem Ratgeber für Burnout-Gefährdete, und in der Tat erinnern manche Tipps an jene Art von Ratgeberliteratur. Doch bei Rebekka Reinhard geht es ganz im Gegensatz zu solchen „Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner“-Büchern um viel mehr, nämlich um eine Transformation unserer Gesellschaft hin zu einem (längst überfälligen) gleichberechtigten Miteinander und Füreinander der Geschlechter. Endlich wegzukommen von den alten stereotypen Rollenmustern, die nicht nur von außen kommen, sondern meist im eigenen Kopf entstehen, ist das eigentliche Ziel all jener Übungen und praktischen Ratschläge, die die Autorin für die (meist weibliche) Leserschaft parat hält.
Rebekka Reinhard besitzt die beneidenswerte Fähigkeit, sowohl komplexe als auch scheinbar simple Zusammenhänge auf eine interessante und die Leserschaft ansprechenden Weise zu beschreiben. Wenn es dann noch um die (Neu-)Gestaltung des eigenen Lebens geht, dann sollte auch dieses neue Buch von Rebekka Reinhard – wie schon seine Vorgänger – nicht nur eine spannende Lektüre, sondern letztlich auch ein wirtschaftlicher Erfolg werden.
Autorin: Rebekka Reinhard
Titel: „Die Zentrale der Zuständigkeiten —20 Überlebensstrategien für Frauen zwischen Wollen, Sollen und Müssen “
Herausgeber: Ludwig Buchverlag
Broschiert: 240 Seiten
ISBN-10: 3453281470
ISBN-13: 978-3453281479
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