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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Walter Püschel (Hg.): „‘Ick bin Max Liebermann. Det is jenug!‘ — Anekdoten“

Am: | Juli 8, 2022

Im Eulenspiegel-Verlag sind schon viele kleine Büchlein mit Ankedoten von berühmtenMenschen erschienen — Friedrich derGroße, die Humboldts, Fürst Pückler, Theodor Fontane … —, allesamt sehr unterhaltsam und eine vergnügliche Lektüre garantierend; doch jetzt hat der Verlag eine wirklich hervorragende Wahl getroffen und Anekdoten von und über Max Liebermann, zusammen getragen und ediert von Walter Püschel, veröffentlicht.

Max Liebermann, der Berliner Maler par excellence, 1847 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in eine gesicherte bürgerliche Existenz hineingeboren, Malerstudent der französischen Impressionisten, ab 1897 Professor an der Königlichen Akademie der Künste, 1898 Gründer und Vorssitzender der „Berliner Secession“, 1911 Niederlegung des Vorsitzes der Secession, 1914 Ehrenvorsitzender der „Freien Secession“ (…) Zwischendurch malt er auch noch ein paar Bilder, bezieht 1892 sein Haus am Pariser Platz und 1909 seine Villa am Wannsee. 1932 wird er noch zum Ehrenpräsidenten der Preußischen Akademie gewählt, aber dann kommen die Nazis an die Macht; 1933 legt Liebermann alle Ämter nieder, zieht sich ins Private zurück und stirbt 1935 mit 87 Jahren.

„Ick kann jar nich´ so viel fressen,wie ick kotzen könnte“ war sein berühmtes Bonmot und Kommentar zum Aufstieg der Nationalsozialisten. Doch Liebermann war sein Leben lang für seine bissige Bemerkungen, spontanen Einwürfe und vor allem für seine schnörkellose und sehr direkte Sprache bekannt bzw.berüchtigt. Er war eben ein typischer Berliner alten Stils.

„Herz mit Schnauze“, diese diffuse,viele Schattierungen ermöglichende Charakterisierung der Berliner Zunge, trifft nicht genau Liebermanns Stil. Vielmehr war er sich seines sozialen Standes bewusst und besaß eine gute Menschenkenntnis; schnell „roch er den Braten“ und erfasste die wirklichen Motive seines Gegenübers.

Die eigene Person stellte er nie in den Vordergrund; lange hielt er sich nicht wichtig genug, um en detail Auskunft über sein Leben zu geben. Sein Werk spreche für sich, und außerdemkenne ihn sowieso jeder: „Ick bin Max Liebermann, Det is jenug!“ kollerte er einst einem Zeitungsmann entgegen, der ein Interview mit ihm führen wollte. Und in der Tat war Liebermann einzigartig in seiner Schlagfertigkeit, seinem Witz und mit seiner scharfen Urteilskraft: eben ein echter Berliner „Original“!

Das vorliegende Büchlein offeriert eine wirklich vergnügliche Lektüre. Viel mehr braucht es nicht, um diese Neuerscheinung zu empfehlen: Kaufen Sie dieses kleine Buch und lesen Sie´s!

 

 

Autor: Walter Püschel (Hg.)
Titel: „‘Ick bin Max Liebermann. Det is jenug!‘ — Anekdoten“
Herausgeber: Eulenspiegel
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
ISBN-10: 3359030206
ISBN-13: 978-3359030201

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