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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Jörg-Dieter Kogel: „Im Land der Träume – Mit Sigmund Freud in Italien“

Am: | September 8, 2020

Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, hatte eine besondere Beziehung zu Italien, die sowohl seine persönliche als auch seine berufliche Entwicklung tiefgreifend beeinflusste. Diese Beziehung manifestierte sich in seinen zahlreichen Reisen nach Italien, seiner Leidenschaft für die antike Kunst und Kultur des Landes sowie seiner engen Verbindung zu italienischen Kollegen und der psychoanalytischen Gemeinschaft in Italien.

Freud besuchte Italien erstmals im Jahr 1895, und diese Reise markierte den Beginn einer lebenslangen Faszination. Italien stellte für Freud einen Ort der Erholung und Inspiration dar, weit entfernt von den Belastungen seines Berufslebens in Wien. Besonders die Städte Rom und Florenz hatten es ihm angetan. Freud war von der reichen Geschichte und den beeindruckenden Kunstschätzen dieser Städte tief beeindruckt. Rom, mit seinen antiken Ruinen und barocken Kirchen, weckte in ihm eine tiefe Bewunderung und inspirierte viele seiner theoretischen Überlegungen.

Der Journalist und Rundfunkredakteur Jörg-Dieter Kogel hat ein bezauberndes Reisebuch geschrieben, in dem er sich in Italien auf die Spuren von Sigmund Freud begibt. Sein Buch ist das Ergebnis einer langen und intensiven Recherche, die sich vor allem auf die umfangreichen Tagebucheinträge Freuds und auf seine Briefwechsel stützt, in denen Sigmund Freud ausführlich Auskunft gibt über seine enge Beziehung zu Italien bis hin zum genauen Verlauf seiner Entdeckungsfahrten.

Der Autor betont explizit, dass sein Buch kein Reiseführer sei. Nun, man darf hier durchaus anderer Meinung sein und dieses Buch als einen Reiseführer verwenden. Auf jeden Fall ist die Lektüre dieses mit zahlreichen Fotos geschmückten Italien-Buches ein ästhetischer Genuss, welcher der Idealvorstellung des „armchair travelling“ ziemlich nahe kommt. Von der ersten Seite an begleiten wir Freud und seine Familie auf den Reisen nach und durch Italien — eine sinnliche Erfahrung, die durchaus als Lektüre-Vorbereitung für eine reale Reise in das Land, wo die Zitronen blühen, dienen kann …

Die italienische Kunst und Kultur spielten eine zentrale Rolle in Freuds Leben. Er war ein begeisterter Kunstsammler und besaß zahlreiche Kunstwerke, darunter auch viele antike Skulpturen. Diese Kunstwerke dienten ihm nicht nur als ästhetischer Genuss, sondern auch als analytische Werkzeuge. Freud war der Meinung, dass Kunstwerke tiefe Einblicke in das menschliche Unterbewusstsein geben können. Seine Auseinandersetzung mit der italienischen Kunst, insbesondere mit den Werken von Michelangelo und Leonardo da Vinci, führte zu einigen seiner bekanntesten psychoanalytischen Studien. Freuds berühmter Essay über Leonardos „Die Jungfrau und das Kind mit der hl. Anna“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie er Kunstwerke analysierte, um verborgene psychologische und emotionale Bedeutungen zu enthüllen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Italien für Sigmund Freud mehr als nur ein Reiseziel war. Es war eine Quelle der intellektuellen und emotionalen Bereicherung, die seine Arbeit als Psychoanalytiker tief beeinflusste. Die kulturellen, historischen und künstlerischen Schätze Italiens boten Freud nicht nur eine Flucht aus dem Alltag, sondern auch eine reichhaltige Quelle von Ideen und Inspirationen, die seine Theorien und Methoden nachhaltig prägten. Freuds besondere Beziehung zu Italien zeigt, wie sehr persönliche Erfahrungen und kulturelle Einflüsse die Entwicklung wissenschaftlicher Theorien und Konzepte beeinflussen können.

 

 

Autor: Jörg-Dieter Kogel
Titel: „Im Land der Träume – Mit Sigmund Freud in Italien“
Gebundene Ausgabe : 252 Seiten
ISBN-10 : 3351037481
ISBN-13 : 978-3351037482

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