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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Detlef Lorenz: „Bilder in der Presse — Pressezeichner und Presse-Illustrationen im Berlin der Weimarer Republik. Dokumentation und Künstlerlexikon“

Am: | März 12, 2019

Die Zwanzigerjahre waren die Zeit der Tagespresse. Allein in Berlin erschienen 1928 nicht weniger als 2.633 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, davon allein 93 Tageszeitungen, eine für uns heute geradezu unvorstellbare Zahl. In vielen dieser Publikationen wurden neben Fotos vor allem Illustrationen aller Art — Modezeichnungen, Porträts, Karikaturen usw. — veröffentlicht.

Bislang hatte die Forschung anscheinend einen großen Bogen um dieses Thema der Pressezeichnungen gemacht, wohl auch deshalb, weil damit eine Riesenaufgabe verbunden war, selbst wenn man die Untersuchung auf Berlin als die Presse-Metropole der Weimarer Republik beschränkt.

Detlef Lorenz handelte aus eigenem Antrieb und er leistete wahrlich Pionierarbeit. Er untersuchte 170 Publikationen, die seinerzeit in Berliner Verlagen erschienen sind. Herangezogen wurden die „wichtigsten überregionalen und gesamtstädtischen Tageszeitungen, einige ausgewählte Tageszeitungen für Berliner Stadtteile, Blätter politischer Parteien und Richtungen von Links- bis Rechtsaußen […], wichtige Unterhaltungs- und illustrierte Zeitschriften und Magazine, sogenannte Witzblätter, Satirezeitschriften, Literatur- und Kunstzeitschriften, illustrierte Zeitschriften für spezielle Zielgruppen wie Autofahrer, Rundfunkhörer, Modeinteressierte, Kinder usw. und einige Rara mit geringer Auflage, jedoch von zeit- oder kulturhistorischem Belang“.

Auf diese Weise sammelte Lorenz die Daten von etwa 6.000 Künstlerinnen und Künstlern, Zeichnerinnen und Zeichnern. Etwa 800 Monogramme wurden erfasst und über 400 Selbstporträts in das Künstlerlexikon integriert. Nach einer ausführlichen Einführung und fachlichen Informationen über die Methodologie bildet jenes Lexikon auch den Hauptteil dieses fast 500 Seiten starken Werkes.

Diese Publikation darf ohne Übertreibung als das Lebenswerk von Detlef Lorenz bezeichnet werden — und das nicht nur, weil sein Verfasser trotz seiner schweren Erkrankung bis zuletzt, bis zur Fahnenkorrektur, an ihrer Vollendung gearbeitet hat. Detlef Lorenz konnte sei Werk leider nicht mehr in den Händen halten; er verstarb nach langer Krankheit, während sich dieses Werk im Druck befand.

Der Nachwelt jedoch ist mit dieser Publikation ein neues Standardwerk geschaffen worden, welches die Forschung auf ein neues Niveau heben wird. Dank der akribischen jahrelangen Arbeit von Detlef Lorenz in den Zeitungsarchiven liegt nun erstmals ein wirklich umfassendes Künstlerlexikon der Pressezeichner und Illustratoren der Weimarer Republik vor, das der kunst- und literaturwissenschaftlichen Forschung die Zuordnung der bislang unbekannten Autorschaft vieler Pressezeichnungen ermöglicht.

„Bilder in der Presse“ stellt einen neuen Meilenstein in der bildwissenschaftlichen Forschung dar, und sowohl der Autor selbst als auch der Lukas-Verlag verdienen unsere hohe Anerkennung für den Mut, sich den Anforderungen eines solch umfangreichen, langjährigen und ehrgeizigen Projekts gestellt zu haben. Das mehr als überzeugende Ergebnis beweist, dass sich aller Aufwand gelohnt hat. Dieses Werk wird lange seinesgleichen suchen.

 

 

 

Autor: Detlef Lorenz
Titel: „Bilder in der Presse — Pressezeichner und Presse-Illustrationen im Berlin der Weimarer Republik. Dokumentation und Künstlerlexikon“
Gebundene Ausgabe: 495 Seiten
Verlag: Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte
ISBN-10: 3867323089
ISBN-13: 978-3867323086

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