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Philosophie Magazin Sonderheft: „Also sprach Nietzsche“

Am: | Juli 11, 2017

Nietzsche ist gerade mal wieder schwer in Mode. Das heißt, eigentlich ist er nie so recht aus der Mode gekommen; es gab immer wieder Philosophen und Intellektuelle, die sich auf ihn beriefen oder sich am reichhaltigen Fundus seiner Ideen bedienten.

Denn Nietzsches Texte sind, anders als die der meisten Philosophen, keine Abhandlungen über komplexe Denkmodelle, die in langer und breiter Form, zumeist auch noch recht umständlich und in schwer verständlicher Sprache verfasst, die Theorien ausbreiten und mögliche Gegenargumente mittels weiterer Ausführungen zu entkräften versuchen. Nein, Nietzsches Texte sind in ihrer großen Mehrheit in aphoristischer Form verfasst und zeichnen sich durch eine erfrischende Interdisziplinarität aus, wie man heute sagen würde.

Nietzsches sah in der Welt wie im Menschen zwei große Kräfte wirken: das Apollinische und das Dionysische. Mit dem Apollinischen verband Nietzsche das Rationale und die Welt der Vernunft; dem entgegen wirkt das Dionysische, das Sinnliche, der Sinn für die Musik, die Kunst und den Rausch. Welcher der beiden Kräfte der Mensch die Führung überlässt, entscheidet über seinen Lebensweg und sein Verhältnis zur Wirklichkeit.

Nietzsche verband in seinem Denken wie in seinen Schriften beide Seiten, wobei das Dionysische, und hier vor allem die Musik, seinen Zugang zur Welt dominierte. Diese für seine Zeit einzigartige Verbindung von Sinnlichem und Geistigem macht Nietzsches Texte so spannend, überraschend und so fruchtbar für das eigene Denken. Jeder Aphorismus, jeder Gedanke mag dem Leser als Ausgangspunkt für die eigene Reflexion dienen.

So spontan man sich dem Werk Nietzsches auch nähern kann, indem man eines seiner Bücher aufschlägt und an einer beliebigen Stelle mit dem Lesen beginnt, so schwierig ist es, einen qualifizierten Einstieg in seine Lehre zu finden. Es gibt auf dem Buchmarkt eine ganze Reihe von Einführungen in Leben und Werk, zum Teil auch gelungene, doch sind gerade im Fall von Nietzsche die Texte einer ständigen Wandlung unterworfen, was ihre Interpretation betrifft.

Die Offenheit seines philosophischen Systems, durchaus eine Stärke seines Denkens und ein Garant für seine bleibende Aktualität, wird in Bezug auf einen Gesamtüberblick zum Problem. Natürlich kann man Nietzsches Denken auf Schopenhauer und seinen Begriff des Willens sowie auf die „Welt als Wille und Vorstellung“ zurückführen und Nietzsches „Willen zur Macht“ leicht daraus rekonstruieren; ebenso kann man auf den starken Einfluss von Richard Wagner und seine Musik auf Nietzsches Denken verweisen.

Dennoch wird man den größten Nutzen aus einer Beschäftigung mit diesem wichtigen Denker der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ziehen, wenn man seine Texte und Ideen, wenn man sein Denken kontextualisiert mit den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. Genau das hat das Philosophie Magazin jetzt in seinem Sonderheft „Also sprach Nietzsche“ versucht.

Auf 144 Seiten bekommt der Leser einen vielschichtigen und multiperspektivischen Zugang zum Denken Nietzsches. Die Gliederung des Heftes orientiert sich an den wichtigsten Begriffen und Problemen von Nietzsches Philosophie – Moral, Apoll und Dionysos, Leib, Wille zur Macht, Übermensch, Ewige Wiederkehr und Postmoderne. Der letzte Begriff stammt natürlich nicht von Nietzsche, verweist aber auf die Aktualität seines Denkens.

Die Autoren dieser Publikation stammen, was nicht verwundert, zum überwiegenden Teil aus dem akademischen Umfeld der Philosophie; unter ihnen sind auch bekannte Namen wie Martin Saar, Volker Gerhardt, Rüdiger Safranski oder Andreas Urs Sommer.

Ergänzt werden die Beiträge durch relevante Textauszüge aus dem Werk Nietzsches sowie einer illustrierten Kurzbiographie. Das Heft ist ansprechend gestaltet, der Satzspiegel ist aufgelockert und der Text gut lesbar, die Gestaltung wird durch zahlreiche Abbildungen abgerundet. Somit bietet dieses Sonderheft auch dem Neuling einen aktuellen und leichten Zugang zum komplexen Kosmos Nietzsche, aber auch eingefleischte Nietzscherianer werden ihre Freude an dieser neuen Auseinandersetzung mit Nietzsche haben! Nach der Lektüre dürften auch viele Neulinge begeistert einen Blick in die Originaltexte werfen wollen.

 

 

Autor: Dr. Catherine Newark (Hg.)
Titel: Philosophie Magazin Sonderheft: „Also sprach Nietzsche“
Erschienen: 08. Juni 2017
Verlag: Philomag Verlag GmbH, Berlin

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