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Rezensionen von Büchern aus den Kultur- und Geisteswissenschaften

Hanna Dietz: „Männerkrankheiten – Schmutzblindheit, Mitdenkschwäche, Einkaufsdemenz“

Am: | Juli 11, 2012

Dieses Buch ist eine Unverschämtheit! Eine völlig einseitige Darstellung! Ein Angriff auf die männliche Vormachtstellung! Und ein unglaublicher Spaß!

Um mich gleich zu outen: Ja, ich bin ein Mann und ich kann nicht anders. Ich will auch gar nicht anders sein. Und doch fühlte ich mich bei der Lektüre dieses tendenziösen und absolut unkorrekten Buches, das sich über ernsthafte männliche Gebrechen lustig macht, letzten Ende von der Autorin sehr gut verstanden.

Wir haben eben nur die beiden vollkommen voneinander getrennten Hirnhälften, na und?! Ihr Frauen mit eurer gut ausgebauten Brücke zwischen beiden Hirnhälften glaubt wohl, ihr seid was Besseres?! Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Ist schon klar. Nur weil unser zweite X-Chromosom verkrüppelt ist und wir mit mentalen Einschränkungen umgehen müssen, von denen ihr nicht einmal die leiseste Vorstellung habt, müsst ihr nicht gleich über uns herziehen und euch lustig machen.

Nein, das ist nicht lustig. Ich bestreite auch entschieden, auch nur unter einer dieser in diesem Pamphlet aufgeführten Krankheiten zu leiden.

Denn was ist schon eine Krankheit anderes als ein aus einer falschen Perspektive betrachteter Vorzug, den wir Männer vor den Frauen haben, die sich ja heutzutage ach für was weiß ich wie witzig und schlau halten?!

Die weibliche Perspektive wird uns seit Jahrzehnten aufoktroyiert, und wir merken schon gar nicht mehr, wie wir unter dem weiblichen Bewertungsterror den Schwanz einziehen. Reden, immer nur reden wollen sie, die Frauen! Aber über was denn?! Und welchen Sinn hat all dieses Reden am Ende?! –

„Am Ende ist alles vorbei“, das ist eine uralte Weisheit, die so klar und unumstößlich wohl kaum einer besser formuliert hat als ich. Ich – der Nabel meiner Welt, das Epizentrum der universalen Genialität – ich, ich, ich! – Ja, so denken Männer, wenn sie gut drauf sind.

Frauen sind anders, können nicht einparken und haben auch keine Peilung, wo sie sich gerade befinden und in welche Himmelsrichtung sie laufen. Ist das vielleicht der wahre Grund für die stundenlangen Exkursionen weiblicher Mitmenschen in den Shopping-Höhlen der Republik?

Ein Vorurteil ist dann am schönsten, wenn man es nicht nur für wahr befindet, sondern auch noch in einer hübschen Schmunzelverpackung vorgesetzt bekommt, über die alle herzlich lachen können – inklusive der Verlachten. Genau das gelingt der Autorin in diesem Buch!

Wenn „mann“ schon auf den Arm genommen wird, dann bitte von einer hübschen Autorin mit einer witzigen, frechen Schreibe. Dann lassen wir es uns gerne gefallen, wieder einmal als Witzfiguren der westlichen Welt durch den Alltag geschoben zu werden. Schließlich haben wir Männer ja auch sonst nichts mehr zum Lachen. Da kommt uns dieses Büchlein, das uns die eigenen Befindlichkeiten auf so nette Weise näher bringt, gerade recht…

Autor: Hanna Dietz
Titel: „Männerkrankheiten – Schmutzblindheit, Mitdenkschwäche, Einkaufsdemenz und weitere unheilbare Leiden unserer echten Kerle“
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch
ISBN-10: 3548374123
ISBN-13: 978-3548374123

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