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Friedrich II. – 300. Geburtstag am 24.01.2012

Am: | Januar 20, 2012

Eigentlich sieht er noch ganz frisch aus, wie er uns da auf dem Gemälde von Anton Graff entgegen schaut, das in diesen Tagen immer wieder durch die Medienwelt flackert. Ein alter Mann von knapp 70 Jahren, in Uniform – natürlich, wie auch sonst? – und mit einem Blick, der direkt und entschlossen wirkt. Ein Mann, der keinen Spaß versteht oder den Humor im Laufe der Jahre verloren hat.

Wenn die Mutter Sophie Dorothea von Braunschweig Lüneburg heißt und der eigene Vater Kronprinz von Preußen ist, darf man sich auf ein Leben in Schlössern und auf diversen, meist entlegenen Kriegsschauplätzen gefasst machen. Als Sohn Friedrich Wilhelms, den man später den „Soldatenkönig“ nennen wird, hatte der kleine Friedrich von Anfang an keine Wahl.

Er würde sich der väterlichen Strenge und der soldatischen Zucht seines Elternhauses unterwerfen müssen, auch wenn er in jungen Jahren vor allem seine musischen Neigungen und literarisch-philosophischen Interessen entdeckte und diese auch später als „Friedrich, der Große“ niemals ablegte.

Der „alte Fritz“ gehört zur deutschen Geschichte wie das Berliner Stadtschloss zu Berlin. Beide sind nicht mehr da, aber irgendwie doch in der deutschen DNA eingespeichert. Sie sind Teil der deutschen Geschichte.

Friedrich II. hielt sich lieber im gemütlichen Rheinsberg auf als im soldatischen Berlin, und auch später wählte er bekanntlich mit dem Bau von Schloss Sanssouci mit seinen schönen Weinberg-Terrassen und den prächtigen Gärten in Potsdam ein ruhigeres Fleckchen.

Hier war auch der damals sehr berühmte französische Philosoph Voltaire für einige Zeit zu Gast. König und Philosoph trafen sich zu philosophischen Diners, man pflegte eine offene und freiheitliche Konversation, und auch Friedrichs Flötenkonzerte zeugten vom Feingeist des Preußenkönigs.

Doch all dies konnte die europäischen Höfe nicht davon ablenken, dass Friedrich II. auch ein sehr erfolgreicher und geschickter Heeresführer war, der die preußischen Interessen beinhart vertrat und bei der Zerschlagung des Habsburger-Reiches fleißig mitwirkte.

Drei empfehlenswerte Bücher über Friedrich II. sollen an dieser Stelle exemplarisch vorgestellt und dem interessierten Leser ans Herz gelegt werden.

Wer es besonders kurz und knapp mag, ist mit der jüngst neu erschienenen rororo-Monographie von Ewald Frie gut beraten, die ab sofort die seit 1969 Biografie von Georg Holmsten ersetzt. Wie man es von den Mobnographien des Rowohlt-Verlags gewohnt ist, findet man hier auf 156 Seiten in hübscher neuer Gestaltung alles Wissenswerte über den alten Fritz in einer handlichen Taschenbuch-Ausgabe: kurz, knapp, gut.

Wer mehr Zeit investieren möchte und dem preußischen König auch atmosphärisch näher kommen möchte, ist mit Tilmann Bendikowskis „Friedrich der Große“ bestens beraten. Bendikowski ist Journalist und Historiker, er schreibt sowohl für Printmedien als auch für den Hörfunk und betreut die wissenschaftliche Realisierung von Forschungsprojekten und Ausstellungen.

In seinem Buch versucht er dem Leser den Blick auf die „ganze“ Geschichte Friedrich II. zu öffnen. Denn die Fakten des Lebens und Wirkens des Preußenkönigs sind nur die Grundlage für die Deutung und Instrumentalisierung der historischen Person, die wir Friedrich II. nennen. Die Nachgeborenen haben den alten Fritz immer wieder anders betrachtet, sein politisches Handeln anders bewertet, und nicht wenige haben versucht, ihn für ihre politischen Zwecke zu missbrauchen.

Einen anderen interessanten Ansatz versucht der 1966 in Leipzig geborene Jens Bisky. In seinem Lesebuch „Unser König“ werden Texte von Zeitzeugen, Briefe und andere Dokumente, die sich mit Friedrich II. befassen, zu einem kaleidoskopartigen Textgebilde verschmolzen, das den König von Preußen aus vielen verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Dieses 390 Seiten starke Lesebuch bezieht über die Person Friedrichs II. hinaus auch Preußen und das europäische Spannungsfeld der Kultur und Territorialpolitik in diese Gesamtbetrachtung des Preußenkönigs mit ein.

Drei interessante Bücher zu einer interessanten historischen Figur, die die deutsche Geschichte nicht nur zu Lebzeiten, sondern auch in den Jahrhunderten danach bis heute stark geprägt hat.

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Autor: Ewald Frie
Titel: „Friedrich II.“
Taschenbuch: 160 Seiten
Verlag: rororo
ISBN-10: 349950720X
ISBN-13: 978-3499507205

 


Autor: Tilmann Bendikowski
Titel: „Friedrich der Große“
Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann Verlag
ISBN-10: 3570011313
ISBN-13: 978-3570011317

 


Autor: Jens Bisky
Titel: „Unser König – Friedrich der Große und seine Zeit“
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Rowohlt Berlin
ISBN-10: 3871347213
ISBN-13: 978-3871347214

 


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